Zusammenfassung
Etwa 20 Millionen Frauen befinden sich aktuell im reproduktiven Alter. Ein Drittel
von ihnen wendet kombinierte hormonelle Kontrazeptiva an (KHK), welche meist aus Ethinylestradiol
und einem synthetischen Gestagen bestehen. Das Grundrisiko für venöse Thromboembolien
(VTE) für Frauen im reproduktiven Alter ist gering, steigt aber deutlich an durch
Anwendung von KHK oder auch in der Schwangerschaft/Wochenbett. Dies gilt auch für
nichtorale KHK. Hierdurch haben junge Frauen ein merklich höheres VTE Risiko als Männer
bis zum Alter von 35 Jahren, danach gleicht sich das VTE-Risiko zwischen den Geschlechtern
an. Die Erhöhung des VTE Risikos hängt vom verwendeten KHK ab. Ältere KHK mit Norgestimat
oder Levonorgestrel als Gestagen haben ein niedrigeres VTE-Risiko als neuere KHK.
In vielen internationalen Leitlinien gelten daher mittlerweile die älteren KHK als
erste Wahl. Neuere KHK sollten daher nur noch verordnet werden, wenn besondere Gründe
hierfür vorliegen. Das VTE-Risiko von KHK mit Estradiol bzw. Estradiolvalerat statt
EE ist noch unklar durch fehlende Datenlage. Die Anwendung von rein gestagenhaltiger
Kontrazeption erhöht das VTE-Risiko nicht signifikant mit Ausnahme von Depot-Medroxyprogesteronacetat
(DMPA). Die Notfallkontrazeption („Pille danach”), welche keine Östrogene enthalten,
sondern nur Levonorgestrel bzw. Ulipristalacetat erhöhen das VTERisiko nicht. Orale
reine Gestagenkontrazeptiva (mit Desogestrel oder Levonorgestrel), Intrauterine Kontrazeption
und Etonogestrel Implantate sind die Verhütungsmittel der Wahl bei Frauen mit erhöhtem
VTE-Risiko. Ein Thrombophilie-Screening ist nicht bei jeder Frau indiziert mit Kontrazeptionswunsch.
Diese Testung sollte limitiert werden z.B. auf Frauen mit positiver VTE Eigenanamnese
oder auf Frauen mit VTE-Fällen in jungen Jahren unter 50 in der nächsten Verwandtschaft.
Schlüsselwörter
Venöse Thromboembolie (VTE) - Thrombose - kombinierte Kontrazeptiva - Gestagene -
reine Gestagen-Kontrazeptiva - Notfall-Kontrazeption - Schwangerschaft