Laryngorhinootologie 2018; 97(03): 151-152
DOI: 10.1055/a-0547-4493
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Sandro Stöckli
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Publication History

Publication Date:
01 March 2018 (online)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen

Es ist mir eine große Freude, Ihnen mit meinen einführenden Worten die aktuelle Ausgabe der LRO schmackhaft zu machen. In den bekannten und bewährten Rubriken finden Sie wiederum sehr viel Lesens- und Wissenswertes.

Im ersten Artikel der Rubrik Referiert und Diskutiert wird ein Thema angesprochen, das in der onkologischen Kopf- und Halschirurgie nur allzu gut bekannt ist, die Vermeidung von pharyngokutanen Fisteln und hypopharyngealen Stenosen nach Rekonstruktionen des Hypopharynx im Rahmen einer Laryngopharyngektomie [1]. Obwohl, wie vom Referenten richtig angeführt wird, die beiden retrospektiven Kohorten nicht ganz vergleichbar sind, bestätigt die Schlussfolgerung, dass fasziokutane freie Lappenplastiken die Technik der Wahl sind, die Erfahrungen der meisten rekonstruktiven Kopf- und Halschirurgen. Im zweiten Artikel ergibt sich als Take-Home-Message, dass zwar bei Kindern, die wegen schlafbezogenen Atmungsstörungen einer Polysomnographie unterzogen werden, das obstruktive Schlaf-Apnoe-Syndrom erwarteter Weise die weitaus häufigste Diagnose ist, dass aber doch in einem nicht ganz zu vernachlässigenden Prozentsatz andere Diagnosen gestellt werden [2]. Im dritten Artikel wird die Anzahl der histologisch erfassten Lymphknoten nach unterschiedlichen Typen der Neck Dissection mit oder ohne Vorbestrahlung analysiert [3]. Hierbei ergeben sich wie vom Referenten angemerkt allenfalls Referenzwerte zur Qualitätssicherung von Lymphknotenausräumungen.

Die Rubrik Sehen und Verstehen bringt den 2. Teil zur Durchführung und Interpretation der FEES [4]. In strukturierter und übersichtlicher Weise werden einerseits die pathologischen Befunde unterstützt mit illustrativen Videosequenzen dargestellt, anderseits aber auch therapeutische Optionen aufgezeigt. Damit ergibt sich eine hervorragende Übersicht über die aus der modernen Dysphagiediagnostik und -therapie nicht mehr wegzudenkende videoendoskopische Schluckuntersuchung.

In der Rubrik Tipps und Tricks wird die Technik der Eigenfettinjektion zur Stimmlippenaugmentation nach Laserresektion von frühen Stimmlippenkarzinomen beschrieben [5]. Insbesondere interessant ist die einfache und sichere Entnahme des Eigenfetts mit der Liposuktionskanüle. Ob die primäre Lipoinjektion unmittelbar nach Tumorresektion gegenüber einer sekundären Augmentation nach Abheilung der Resektionsstelle und in Abhängigkeit des Stimmresultates Vorteile bringt, muss sicherlich in einer entsprechenden Studie noch geklärt werden.

Im ausführlichen und instruktiven ersten Übersichtsartikel zur gastroösophagealen Refluxerkrankung wird die gesamte Thematik systematisch aufgearbeitet [6]. Meines Erachtens überraschend ist die hohe Rate von signifikanten Restbeschwerden bei einer Therapie mit einem PPI. Neben Abklärungsalgorithmen werden auch alternative Möglichkeiten der Therapie aufgezeigt. Auch der schwierige und für uns Hals-Nasen-Ohrenärzte wichtige Teil der extraösophagealen Refluxbeschwerden wird in ehrlicher Art und Weise besprochen.

Im zweiten Übersichtsartikel wird mit sehr viel Fingerspitzengefühl auf die spezielle Situation von Familien eingegangen, bei denen ein gehörloses Kind von gehörlosen Eltern durch die Implantation eines CI in die Welt der Hörenden eintritt und damit die Lautsprache erwirbt, während die Eltern in der Welt der Gebärdensprache verbleiben [7]. Ein wichtiger Beitrag und eine gute Anleitung für die Beratung von solchen Familien.

Die erste Originalarbeit der Giessener Kolleginnen und Kollegen untersucht die Wertigkeit insbesondere des Gains des Video-Kopfimpulstests zur sicheren Diagnose einer peripher-vestibulären Störung [8]. Die Autoren schlussfolgern, dass die Unterscheidung einer bedrohlichen zentralen Erkrankung von einer Erkrankung des Labyrinths beim klinischen Bedside-Test in der Kombination mit der Nystagmusprüfung unter der Frenzelbrille und der vertikalen Achsenabweichung der Augen mit hoher Sicherheit möglich ist, dies durch die alleinige Auswertung des V-KIT in horizontaler Ausrichtung aber nicht gelingt.

In der zweiten Originalarbeit aus Oldenburg wird die Prävalenz von Hörbeeinträchtigungen 18- bis 20-jähriger Männer von 54 deutschen Kreiswehrersatzämtern der Jahre 2008–2010 bestimmt [9]. Die Prävalenz wurde mit durchschnittlich 15,3 % berechnet, wobei sich große regionale Unterschiede zeigten, was die Autoren mit der großen Schwankung der Messqualität erklärten.

Die beiden interessanten Fälle schildern zum einen eine seltene Differenzialdiagnose einer zervikalen Lymphknotenmetastase [10] und zum anderen die Sarkoidose als seltene Ursache eines Larynxödems [11].

Ein wichtiger Hinweis zur Codierung im G-DRG-System in der Rubrik Gutachten und Recht [12], die lehrreiche CME-Fortbildung [13] und die Facharztfragen [14] ergänzen wie immer auch die aktuelle Ausgabe.

Eine sehr schöne Übersicht zur Rhinoplastik aus der Feder von Eugene M. Tardy jr. aus dem entsprechenden Buch von E.R. Kastenbauer in der Rubrik OP-Techniken rundet das Heft ab.

Ich wünsche Ihnen nun eine spannende und lehrreiche Lektüre und verbleibe mit den besten Grüssen aus der tief verschneiten Schweiz.

Ihr Professor Dr. med. Sandro Stöckli
Herausgeber LRO

 
  • Literatur

  • 1 Kress P. Laryngektomie: Rekonstruktion mit dauerhaftem Speichel-Bypass-Tubus effektiver. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 155-156
  • 2 Sommer U. Polysomnographie bei Kindern: nicht nur an obstruktive Schlafapnoe denken. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 156-157
  • 3 Issing PR. Präoperative Strahlentherapie bei therapeutischer Neck Dissection vielversprechend. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 157-158
  • 4 Müller B. et al. Durchführung und Interpretation der FEES (Fiberoptic Endoscopic Evaluation of Swallowing) –Teil 2: Pathologische Befunde, Interpretation und therapeutische Konsequenzen . Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 160-162
  • 5 Haubner F. et al. Neues Verfahren zur Liposuktion und Fettaugmentation nach Chordektomie. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 163-165
  • 6 Labenz J, Koop H. Gastroösophageale Refluxkrankheit – was tun, wenn PPI nicht ausreichend wirksam, verträglich oder erwünscht sind?. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 166-175
  • 7 Vogel A. Durch das Cochlea-Implantat zum CODA? – CI-Versorgung von Kindern mit gehörlosen oder hochgradig hörgeschädigten Eltern: Voraussetzungen, Probleme, Ergebnisse. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 176-180
  • 8 Patscheke JH. Video-Kopfimpulstest: geringer Nutzen zur Unterscheidung peripherer und zentraler Schwindel. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 181-188
  • 9 Holube I. et al. Hörtestergebnisse bei 18- bis 20-jährigen Männern aus Kreiswehrersatzämtern von 2008–2010. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 189-198
  • 10 Priese J, Mireskandari M, Koscielny S . Unilaterale Halsschwellung – eine überraschende Differenzialdiagnose. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 199-200
  • 11 Fischer N. et al. Eine seltene Differenzialdiagnose des supraglottischen Larynxödems. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 201-202
  • 12 Ellies M. Aus der Gutachtenpraxis: Was ist eine Biopsie mit Inzision? Begutachtung der Kodierung im G-DRG-System in der HNO-Heilkunde. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 203-205
  • 13 Widmann G. Kopf-Hals-MRT: Was HNO-Ärzte wissen sollten. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 206-214
  • 14 Schneider G. Fragen für die Facharztprüfung. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 215-216