Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2018; 16(02): 1
DOI: 10.1055/a-0575-4993
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Publication Date:
28 June 2018 (online)

kaum ein anderes Lebensmittel hat so ein schlechtes Image wie „Fett“. Obwohl sich sein schlechter Ruf in den letzten Jahren stark gewandelt hat, wird Fett von vielen immer noch als „böser Dickmacher“ und Promotor von ernährungsassoziierten Erkrankungen abgestempelt. Dabei erfüllen Fette und Fettsäuren neben ihrer Aufgabe als Energieträger zahlreiche essenzielle Funktionen, unter anderem sind sie strukturgebender Bestandteil aller Zellmembranen und damit entscheidend für die mitochondriale Integrität sowie die Morphogenese des zentralen und peripheren Nervensystems.

Die Ergebnisse einer aktuell im Lancet publizierten prospektiven Kohortenstudie (Prospective Urban Rural Epidemiology, PURE, 2017), die in 18 Ländern den Einfluss von Fett, Kohlenhydraten und Protein auf das Krankheits- und Mortalitätsrisiko untersuchte, zeigt, dass zu viele Kohlenhydrate in der Ernährung die allgemeine Mortalität signifikant steigern [HR:1,28 (95 % CI 1,12–1,46), ptrend = 0,0001), während ein höherer Konsum an Fett und essenziellen Fettsäuren die allgemeine Mortalität und das Risiko für Schlaganfälle signifikant reduziert [Gesamt Fett: HR 0,77 (95 % CI 0,67–0,87), ptrend < 0,0001; SAFA: HR 0,86 (0,76–0,99), ptrend = 0,0088; MUFA: HR 0,81 (0,71–0,92), ptrend < 0,0001; PUFA: HR 0,80 (0,71–0,89), ptrend < 0,0001].

Die vorliegende Ausgabe der Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin ist folglich den Fettsäuren gewidmet. In ihren schönen Übersichtsarbeiten zu Omega-3-Fettsäuren und chronischen Erkrankungen stellen Dr. Wolfgang Bayer und Prof. Karlheinz Schmidt wichtige Grundlagen der Biochemie und Labordiagnostik der Fettsäuren sowie den Einfluss von mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf chronisch entzündliche Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen vor.

Der Stellenwert von langkettigen maritimen Omega-3-Fettsäuren in der Prävention und Therapie von entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems wird im lesenswerten Beitrag von Dr. Volker Schmiedel hervorgehoben. Bei vielen dieser Erkrankungen, z. B. Morbus Crohn, Rheuma, Multipler Sklerose, Migräne und postpartaler Depression, sind die günstigen Effekte der Omega-3-Fettsäuren mittlerweile durch Studien belegt. Bemerkenswert ist zudem seine Kasuistik eines Patienten mit Migräne, der durch die regelmäßige Supplementierung von Fischöl von seinen Migräne-Beschwerden befreit werden konnte.

Bekanntlich fördert eine gestörte Darmbarriere die Entwicklung einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD), Adipositas und Typ-2-Diabetes. Der Einfluss der beiden kurzkettigen Fettsäuren Butyrat und Propionat sowie des hochmolekularen Polysaccharids Betaglucan auf das Darmmikrobiom und das Risiko für Adipositas-assoziierte Erkrankungen wird in einem sehr interessanten Artikel von Dr. Hardy Walle beschrieben.

Dank der tatkräftigen Hilfe unserer Autoren können wir Ihnen erneut ein spannendes Heft präsentieren, das hoffentlich ihren Geschmack trifft. Das Herausgeberteam der Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin wünscht Ihnen wie immer viel Spaß beim Lesen und beim Umsetzen der gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis.

Ihr

Uwe Gröber