„Achtet auf eure Haltung und eure Atmung – und jetzt noch drei“, ruft Pilates-Trainerin
Hanna energisch ihren Schülerinnen entgegen. Sechs Profitänzerinnen liegen im Kreis
auf der Matte und ziehen in Rückenlage mit ihren Händen zu den nach oben gestreckten
Beinen. Die Übung „Hundred“ gehört zu den Klassikern der Bauchmuskelarbeit von Pilates.
Dabei atmen die Tänzerinnen während eines Durchgangs 5-mal ein und 5-mal aus. Dieses
Muster wiederholen sie 10-mal, insgesamt zählen sie also 100 Schläge.
Doch nicht nur Leistungssportler profitieren von Pilates. Auch Physiotherapeuten entdecken
es immer mehr für sich und ihre Patienten. So auch die 64-jährige Anne Sauer, die
vor 10 Wochen eine Hüft-TEP bekam und nun den Pilates-Kurs ihrer Physiotherapeutin
besucht. Schon in der Reha konnte sie ab der zweiten Woche post-OP mit sogenannten
Pilates-Teilübungen beginnen.
Doch Pilates war längst nicht immer so populär wie heute. 1927 eröffnete der Erfinder
Joseph H. Pilates (1883–1967) sein erstes Pilates-Studio in New York. Er rechnete
damals noch nicht mit dem weltweiten Interesse an der Methode.
Tiefliegende Muskeln kräftigen
Tiefliegende Muskeln kräftigen
Wer mit Pilates trainiert, kräftigt vor allem die tiefliegenden Muskelgruppen der
Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur. Das verbessert Koordination, Beweglichkeit
und Körperwahrnehmung. Die Übungen integrieren stets die Atmung und lehren, die Muskeln
korrekt zu aktivieren. Dabei bedient sich Pilates einigen Bewegungsprinzipien (PHYSIOPRAXIS
7-8/13, S. 36).
Im Laufe seiner Karriere entwickelte Pilates mehr als 600 Übungen. Seine Intention
ist es, Übungen nicht nur geistlos zu wiederholen, sondern einen „ganzheitlichen Ansatz
für das Wohlbefinden und den ständigen Prozess der Verfeinerung“ zu berücksichtigen.
Training an die Zielgruppe anpassen
Training an die Zielgruppe anpassen
Physiotherapeuten können die Pilates-Methode bei fast jedem Krankheitsbild anwenden.
Häufig nutzt man die Übungen in der Geburtsvorbereitung, in der Rückbildungsgymnastik,
im Leistungssport und in der Arbeit mit älteren Menschen.
Bei Pilates in der Therapie ist es anfangs ratsam, nur einzelne Teilbewegungen (Pre-Pilates-Übungen)
anzuleiten und später zu klassischen Übungen überzugehen (PATIENTENINFORMATION, S.
42).