Der Klinikarzt 2018; 47(05): 230-237
DOI: 10.1055/a-0593-3699
Serie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schlaganfallprophylaxe

Hat sich der Einsatz des Vorhofohrokkluders in der klinischen Praxis etabliert?
Caroline Kleinecke
Medizinische Klink II (Kardiologie, Pneumologie, internistische Intensivmedizin), Klinikum Coburg, Coburg
,
Konstantin Zintl
Medizinische Klink II (Kardiologie, Pneumologie, internistische Intensivmedizin), Klinikum Coburg, Coburg
,
Kai Kögler
Medizinische Klink II (Kardiologie, Pneumologie, internistische Intensivmedizin), Klinikum Coburg, Coburg
,
Steffen Schnupp
Medizinische Klink II (Kardiologie, Pneumologie, internistische Intensivmedizin), Klinikum Coburg, Coburg
,
Johannes Brachmann
Medizinische Klink II (Kardiologie, Pneumologie, internistische Intensivmedizin), Klinikum Coburg, Coburg
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Publication Date:
23 May 2018 (online)

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Zusammenfassung

Vorhofflimmern (VHF) ist weltweit die häufigste Herzrhythmusstörung. 20–30 % aller ischämischen Schlaganfälle sind auf kardioembolische Ereignisse infolge VHF zurückzuführen. Goldstand zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF bleibt nach wie vor die orale Antikoagulation (OAK). Hier hat sich in den letzten Jahren bei geeigneten Patienten eine Überlegenheit der nicht nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) gegenüber den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) gezeigt. Bei lebenslanger Einnahme birgt die OAK jedoch das Risiko von Blutungskomplikationen. Zudem zeigt die Realität, dass etwa ein Drittel der Patienten mit eindeutiger Indikation für eine OAK, diese aus diversen Gründen wie vergangene Blutungsereignisse, Sturzneigung oder Incompliance nicht erhält. Der interventionelle Vorhofohrverschluss hat sich in den letzten Jahren in der Praxis als Alternative zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF etabliert. Aktuelle Studien zeigen, dass diese Maßnahme verglichen mit den VKA einen ähnlichen Schutz vor Schlaganfall bietet – bei weniger Blutungskomplikationen im Langzeitverlauf. Darüber hinaus konnte die initial relativ hohe periprozedurale Komplikationsrate in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Durch Innovationen im Bereich von Bildgebung, Okkludertypen und Schleusenmaterial ist für die Zukunft mit einer noch höheren Sicherheit des Eingriffs zu rechnen. Ein direkter Vergleich zwischen NOAK und dem interventionellen Vorhofohrverschluss steht noch aus. Daher wird von den Leitlinien empfohlen, den Verschluss des linken Vorhofohrs nur bei Patienten mit eindeutiger Kontraindikation gegen eine OAK in Erwägung zu ziehen (Empfehlungsgrad IIb, Evidenzgrad B).