Z Geburtshilfe Neonatol 2018; 222(03): 97
DOI: 10.1055/a-0600-3147
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kein Zuckerschlecken: die Betreuung von Neugeborenen diabetischer Mütter

Dominique Singer
1   Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
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Publication Date:
19 June 2018 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

bei der Visite auf der Neugeborenenstation kann man mitunter den Eindruck gewinnen, als ob eine Entität, die man eher der Vergangenheit lückenhafter Schwangerenvorsorge zugeordnet hätte, unversehens in die Gegenwart der ganzheitlichen Perinatalmedizin zurückgekehrt sei: Während das Bild der diabetischen Fetopathie zeitweilig hauptsächlich in einschlägigen Lehrbuchkapiteln beheimatet zu sein schien, zählen Probleme, die sich mit einem absoluten oder relativen Insulinmangel der Mutter während der Schwangerschaft in Zusammenhang bringen lassen, allen voran Makrosomie, Polyglobulie und Hypoglykämie, in jeweils wechselnden Kombinationen mittlerweile wieder zum klinischen Alltag der Neonatologie. Mitursächlich hierfür ist sicherlich der aktuelle „Lifestyle“, ablesbar an dem in den letzten Jahren beträchtlich angestiegenen Body-Mass-Index der Schwangeren, der, wie es scheint, nicht immer in ausreichendem Maße als Risikofaktor für eine (prä)diabetische Stoffwechsellage wahrgenommen wird. Nicht selten heißt es aber auch, dass ein oraler Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft doch negativ ausgefallen sei, obwohl der Augenschein für eine diabetische Konstellation spricht – was u. a. damit zu tun haben mag, dass der endokrin kompetente Fetus der insulinresistenten Schwangeren im fortgeschrittenen Gestationsalter als wirksamer endogener Glukoseverbraucher bzw. -speicher dienen kann.