Erfahrungsheilkunde 2018; 67(03): 125
DOI: 10.1055/a-0601-4619
Editorial
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Jeder kann den Schmerz bemeistern, nur der nicht, der ihn fühlt.“

William Shakespeare
Peter W. Gündling
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Publication Date:
26 June 2018 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Leserinnen, liebe Leser,

der diesjährige Deutsche Ärztetag, der im Mai in Erfurt stattfand, war sowohl für naturheilkundlich als auch für schmerztherapeutisch tätige Ärzte recht spannend. So stand – außer den Diskussionen zur neuen GOÄ – im Rahmen der Neuordnung der Weiterbildung u. a. auch die Debatte um die Zukunft mehrerer Zusatzbezeichnungen auf dem Programm. Bei den einen ging es darum, ob sie auch in Zukunft im Weiterbildungskatalog erhalten bleiben – und wenn ja, ob so wie bisher. Bei den anderen, ob sie neu aufgenommen werden. Um es kurz zu machen: Trotz aller Aufregungen im Vorfeld wurde die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren“ nicht angetastet. Und die der „Homöopathie“ wurde zwar intensiv kontrovers diskutiert, letztlich jedoch ebenfalls nicht geändert, geschweige denn aus dem Katalog gestrichen, wie dies von einigen militanten Homöopathiegegnern gewünscht wurde. Und auch der Weiterbildungsumfang in Akupunktur wurde nicht ausgeweitet, wie dies von den Akupunkturschulen bereits seit einigen Jahren gefordert wird, denn – so das Protokoll wörtlich – „Die Ausweitung auf 360 (zu bezahlende) Kursstunden folgt nicht fachlichen Gesichtspunkten.“

Enttäuscht wurden auf der anderen Seite die Schmerztherapeuten. Die schon lange von den Fachgesellschaften angeprangerte „grotesk unzureichende Versorgungslage“ in der Schmerzmedizin und die Forderung nach einem „umfassend weitergebildeten Facharzt für Schmerzmedizin“ wurden erneut nicht beschlossen. Ebenso blieb offen, ob die im Vorfeld mehrfach geforderte stärkere Verankerung der Betreuung von Schmerzpatienten in der Aus-, Weiter- und Fortbildung eine angemessene Berücksichtigung findet.

Tatsächlich stehen in Deutschland laut Angaben des Bundesversicherungsamtes (BVA) ca. 3,5 Millionen Patienten mit schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen nur knapp 1200 spezialisierte Schmerztherapeuten gegenüber.

Gleichzeitig benötigen Patienten mit chronischen Schmerzen nicht nur eine intensive, spezialisierte Schmerztherapie, sondern auch eine ganzheitliche multimodal aufeinander abgestimmte Behandlung. In diesem Bereich spielen die verschiedenen Formen naturheilkundlicher und komplementärer Medizin eine wichtige Rolle.

Um Ihnen einige Anregung und neues Wissen auf diesem Gebiet zu vermitteln, haben wir das aktuelle Heft diesem Thema gewidmet. Neben der altbewährten, zu Unrecht vernachlässigten klassischen Hydro-Thermo-Therapie, die auch bei Schmerzen eine wertvolle Option darstellt, stellen wir Ihnen mit der Myoreflextherapie eine recht neue schmerztherapeutische Methode vor. Zudem geht es um die Anwendungsmöglichkeiten der Schädel-Akupunktur, die systembiologische Behandlung der Arthrose sowie den Einsatz der Hypnotherapie, die in den letzten Jahren große wissenschaftliche Bestätigungen erfahren hat.

Viel Freude und neue Erkenntnisse bei dieser Lektüre wünscht Ihnen

Herzlichst Ihr

Peter W. Gündling