Aktuelle Neurologie 2018; 45(05): 394-418
DOI: 10.1055/a-0602-8492
Forum neurologicum
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Forum neurologicum der Deutschen Gesellschaft für Neurologie

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Publication Date:
07 June 2018 (online)

Interdisziplinäre Highlights der Neurowoche 2018

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Neuromedizin für Generationen: Mit neuen spannenden Formaten und einem hochaktuellen Programm laden die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) und die Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN) zur interdisziplinären Neurowoche vom 30. Oktober bis zum 3. November 2018 in Berlin ein. © DGN

Alle vier Jahre widmen sich die Vertreter verschiedener neuromedizinischer Fächer auf der Neurowoche intensiv ihren interdisziplinären Themen. Im Jahr 2018 treffen sich Neurologen, Neuropädiater und Neuropathologen vom 30. Oktober bis 3. November 2018 zur vierten Neurowoche in der Messe Berlin. Insbesondere die Themen Transition und Translation versprechen interessant und produktiv zu werden. Mit neuen Formaten greift das Programm die gemeinsamen Herausforderungen der Neuromedizin für Generationen auf und deckt wie gewohnt die gesamte Breite der Neurologie ab. Prof. Dr. Marianne Dieterich, Koordinatorin der Neurowoche und Präsidentin des 91. DGN-Kongresses, und Kongresssekretär PD Dr. Andreas Zwergal, beide München, verraten, welche Highlights die Besucher der Neurowoche und des DGN-Kongresses in diesem Jahr erwarten.

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Prof. Dr. Marianne Dieterich, Koordinatorin der Neurowoche und Präsidentin des 91. DGN-Kongresses, und Kongresssekretär PD Dr. Andreas Zwergal, beide München. © privat/Andreas Steeger

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Neurowoche 2018 will das gesamte Spektrum der neurologischen, neuropathologischen und neuropädiatrischen Krankheitsbilder darstellen und deren Gemeinsamkeiten und Synergien hervorheben. Deshalb haben wir 16 interdisziplinäre Symposien konzipiert, die die wichtigsten Krankheitsentitäten aus der Perspektive des Neuropathologen, des Neuropädiaters und des Neurologen in den Blick nehmen. Im Fokus steht dabei der für unsere Patienten elementare Aspekt der Transition. Gerade in der Übergangsphase von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter mit allen ihren medizinischen, aber auch sozialrechtlichen Konsequenzen zeigt sich, wie wichtig es ist, dass Neuropädiatrie und Neurologie Hand in Hand arbeiten und gemeinsam eine generationenübergreifende Neuromedizin gestalten.

Zentrale Themen der Neurowoche 2018 sind höhere sensorische Verarbeitungsprozesse des Gehirns, Gleichgewichts- und Gangstörungen, Bewegungsstörungen und neurodegenerative Erkrankungen, vaskuläre und neuroimmunologische Krankheitsbilder, neuronale Plastizität und Regeneration sowie innovative Behandlungsstrategien einschließlich der Neuromodulation.

Vielschichtig: interdisziplinäre Symposien

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Ans Herz legen möchten wir Ihnen zwei interdisziplinäre Symposien zum Thema Vaskuläre Neurologie, die Schlaganfall und zerebrale Vaskulitis thematisieren. Dargestellt und diskutiert werden aktuelle Studienergebnisse in der interdisziplinären Schlaganfallbehandlung bei Erwachsenen und Kindern sowie Neuigkeiten in der Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Vaskulitiden.

Interdisziplinäre Symposien zum Thema Multiple Sklerose spannen einen weiten Bogen von den neuropathologischen Grundlagen der schubförmigen und chronischen Verlaufsform über kindliche Präsentationen und entwicklungsspezifische Aspekte bis hin zu neuen therapeutischen Konzepten. Prof. Dr. Heinz Wiendl, Münster, und Prof. Dr. Ralf Linker, Erlangen, geben einen Überblick über das wachsende Spektrum von Behandlungsprinzipien sowie Indikationen und Limitationen.

Das interdisziplinäre Symposium ZNS-Antikörper-Erkrankungen beschäftigt sich mit den vielfältigen klinischen Präsentationen Antikörper-vermittelter neurologischer Erkrankungen. Die Referenten gehen insbesondere auf altersspezifische Aspekte bei der Häufigkeit verschiedener Auto-Antikörper ein und geben Ratschläge für eine zielführende diagnostische Abklärung.

Das Thema Parkinson-Syndrome, vorgestellt von Prof. Dr. Günter U. Höglinger, München, und Prof. Dr. Manuela Neumann, Tübingen, ist besonders unter dem Aspekt möglicher therapeutischer Ansätze in der Frühphase von 4-Repeat-Tauopathien von aktueller Bedeutung. Thematisiert werden Neuigkeiten bei der Klassifikation von Parkinson-Syndromen und die Bedeutung von molekularen und bildgebenden Biomarkern für die Differenzialdiagnose und Prognoseabschätzung.

Demenzielle Syndrome und zerebrale Stoffwechselerkrankungen behandeln die Vorsitzenden Prof. Dr. Jochen Herms, Tagungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie (DGNN), und Prof. Dr. Markus Otto, Ulm. Auch hier stehen Aspekte der molekularen Klassifikation von Demenzen und der möglichst frühzeitigen Vorhersage demenzieller Erkrankungen auf Basis von Biomarkern im Zentrum. Neuigkeiten zu kindlichen Demenzen und Stoffwechselerkrankungen präsentiert Prof. Dr. Barbara Plecko-Startinig, Graz, Österreich. Sie fokussiert aktuelle Behandlungsmöglichkeiten genetischer Demenzformen im Kindesalter.

Neurologische Leitsymptome mit hoher Prävalenz in allen Altersgruppen kommen in weiteren interdisziplinären Symposien zur Sprache: Das Symposium Kopfschmerz thematisiert schwerpunktmäßig die pathophysiologische Bedeutung der trigeminalen Aktivierung bei verschiedenen Kopfschmerzformen und deren Bedeutung für die Therapie der Migräne. Zum Thema Schwindel werden neue translationale Ansätze bei der diagnostischen Einordnung und Therapie betroffener Patienten vom Akutstadium bis zur rehabilitativen Nachsorge dargestellt. Das Thema Transition steht im Fokus eines weiteren interdisziplinären Symposiums unter Vorsitz von DGN-Präsident Prof. Dr. Gereon R. Fink, Köln/Jülich, und Prof. Dr. Ulrike Schara, Essen. Am Beispiel der Erkrankung Muskeldystrophie Duchenne gehen die Referenten auf die derzeitigen Probleme in der Behandlung von Patienten am Übergang von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter ein und stellen neue Behandlungskonzepte wie die Medizinischen Behandlungszentren für Menschen mit Behinderung vor.

Im Fokus: Präsidentensymposium „Höhere Hirnleistungen“

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Das Präsidentensymposium der diesjährigen Neurowoche widmet sich dem Thema der höheren kognitiven Funktionen des Gehirns. Prof. Dr. Guiseppe Valar, Mailand, diskutiert neue Erkenntnisse zu den neuronalen Grundlagen der visuellen Raumwahrnehmung und deren Störung beim Neglect. Er stellt dabei Befunde zu komplexen Netzwerkstörungen unter Einbeziehung multisensorischer Kortexareale vor. Prof. Dr. Angela Friederici, Leipzig, setzt sich mit den neurobiologischen Grundlagen der Entwicklung von Sprache sowie der Pathophysiologie von Sprachstörungen auseinander. Das Verständnis der zugrunde liegenden kortikalen Mechanismen ist von besonderer Bedeutung bei der Behandlung betroffener Patienten. Prof. Dr. Onur Güntürkün, Bochum, spricht zum faszinierenden Thema der Lateralisation höherer Hirnfunktionen. Dabei werden die entwicklungs- und neurobiologischen Grundlagen der Händigkeit, Sprachdominanz und Hemisphärendominanz der Raumwahrnehmung im Fokus stehen.

Arena: Studien kritisch betrachtet

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Die Arena ist ein neues Format, das in vier Diskussionsblöcken hochaktuelle klinische Studien zu den Themen Schlaganfall, Multiple Sklerose, Epilepsie und Demenz kritisch betrachtet – mit dem Ziel, über bevorstehende Entwicklungen zu informieren und Studienergebnisse abseits von Industrieveranstaltungen zu bewerten. Für einen fairen Schlagabtausch sorgen pro Thema ein Pro- und ein Contra-Diskutant sowie ein unparteiischer Moderator. Mögliche Schlaganfall-Themen sind die ESUS-Studien (Antikoagulation bei kryptogenem Schlaganfall) und die PFO-Studien (REDUCE, CLOSE, RESPECT). Zum Thema MS werden rezente Studiendaten zum Einsatz von Ocrelizumab und Cladribin diskutiert. Der Einsatz von Cannabinoiden bei der Behandlung von Epilepsiesyndromen soll die derzeitige öffentliche Diskussion zum Thema aufgreifen. Im Bereich der demenziellen Syndrome gehen die Diskutanten auf den derzeitigen Stand der Beta-Amyloid-Antikörper-Studien bei milder kognitiver Einschränkung oder früher Demenz ein.

Das Programm der Neurowoche 2018 reflektiert die gesamte Breite der derzeitigen neurowissenschaftlichen Entwicklungen und die Vielfalt und Dynamik, mit der sich die neuromedizinischen Fächer gemeinsam den aktuellen Aufgaben und Herausforderungen stellen. Wir freuen uns auf spannende Tage zum gemeinsamen kollegialen und interprofessionellen Austausch.

Andreas Zwergal und Marianne Dieterich

Highlights der Neurowoche 2018

Dienstag, 30. Oktober 2018

12:00–15:00 Uhr: Präsidentensymposium „Höhere Hirnleistungen“, Halle 7.2, Dublin

Donnerstag, 1. November 2018

9:00–10:30 Uhr: Multiple Sklerose: akute Manifestationen, Halle 7.2, Dublin

11:00–12:30 Uhr: Multiple Sklerose: chronische Manifestationen, Halle 7.2, Dublin

11:00–12:30 Uhr: Transition: gemeinsame Herausforderung für Kinder- und Erwachsenenneurologie, Halle 7.3, Berlin 1

Freitag, 2. November 2018

9.00–10.30 Uhr: Vaskuläre Neurologie: Schlaganfall, Halle 2.1, Plenum

11:00–12:30 Uhr: Vaskuläre Neurologie: Vaskulitis, Halle 2.1, Plenum

11:00–12:30 Uhr: Demenzielle Syndrome und zerebrale Stoffwechselerkrankungen, Halle 7.3, Berlin 1

13:30–15:00 Uhr: Arena: Studien kritisch betrachtet, Halle 7.1c, Paris 1

17:30–19:00 Uhr: Parkinson-Syndrome, Halle 2.1, Plenum

Samstag, 3. November 2018

8:30–10:00 Uhr: Kopfschmerz, Halle 7.2c, Dublin

10:30–12:00 Uhr: ZNS-Antikörper-Erkrankungen, Halle 7.2a, Helsinki 2