Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(07): 276
DOI: 10.1055/a-0607-1845
Psycho-Skop
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorhersage von Suizidalität: Schwache Effekte für bisher untersuchte Risiko- und Protektivfaktoren

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Publication Date:
04 July 2018 (online)

Für die Prävention von suizidalen Erlebens- und Verhaltensweisen und die Entwicklung spezifischer Interventionen ist es erforderlich, diesbezügliche Risiko- und Protektivfaktoren zu kennen. Eine Meta-Analyse über 365 längsschnittliche Studien zeigt, dass bisher untersuchte Variablen Suizidalität nur schwach und inakkurat vorhersagen können und schlägt neue methodische Herangehensweisen in der Suizidalitätsforschung vor.

Um das individuelle Suizidrisiko einzuschätzen, haben verschiedene Organisationen wie z. B. die WHO Empfehlungen herausgegeben, an denen sich Professionelle aus dem Gesundheitswesen aber auch andere Personen orientieren können. Diese beruhen meist auf der Einschätzung von Experten und qualitativen Zusammenfassungen einzelner Befunde aus der bisweilen unübersichtlichen und inkonsistenten Suizidalitätsforschung und umfassen häufig eine ganze Reihe vergleichsweise unspezifischer Faktoren (z. B. das Vorliegen einer psychischen Erkrankung, familiäre Vorgeschichte von Suiziden). Franklin et al. beabsichtigen in ihrer Meta-Analyse die Studien aus fünf Jahrzehnten quantitativ aufzubereiten und so eine empirische Basis für klinische Leitlinien für die Suizidalitätsprävention zu bereiten.

Insgesamt beruht die Meta-Analyse auf 365 längsschnittlichen Studien, die eine Facette suizidalen Erlebens oder Verhaltens vorhersagen und Effektstärken für Risiko- oder Protektivfaktoren berichten. Alle Studien wurden im Hinblick auf diverse Kriterien codiert (z. B. Nachbeobachtungsintervall, klinische Merkmale der Studienteilnehmer, Studienqualität, usw.). Infolge der hohen Heterogenität der Studien berechneten die Autoren ausschließlich meta-analytische Modelle mit zufälligen Effekten.