Psychiatr Prax 2018; 45(05): 274-276
DOI: 10.1055/a-0607-5324
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Die Grauen Busse – Busse des Grauens

Contributor(s):
Ulrike Hoffmann-Richter
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Publication Date:
03 July 2018 (online)

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Zehn Jahre nach der Einweihung des Denkmals der Grauen Busse in Ravensburg-Weissenau am 27.01.2007 [1, 2] hat die zweite Ausgabe des 75 Tonnen schweren Denkmals eine unerwartete Deutschlandreise hinter sich: Statt, wie ursprünglich geplant, zwischen Grafeneck auf der Schwäbischen Alb und Ravensburg Station zu machen, ist sie nach Berlin weitergereist, nach Brandenburg, hat in Stuttgart angehalten, in Heilbronn, Neuendettelsau, Pirna, ist über Köln und Zwiefalten nach München weitergereist und über Kassel, Poznan, Reichenau bisher nach Braunschweig, Winnenden und Frankfurt gekommen. Die Erfahrungen der Initianten zeigen, dass die Geschichte der systematischen Ermordung psychisch Kranker bis heute nicht vergangen ist. Bei der Auswahl der Standorte trafen Hoheisel und Knitz auf unterschiedliche Interessen und Einwände wie beispielsweise in Pirna, wo die Aufstellung des Busses auf dem Marktplatz mit Sichtachse zum Vernichtungsort Schloss Sonnenstein mit dem Argument abgelehnt wurde, der historische Marktplatz solle wie auf dem Canaletto-Gemälde von dieser dunklen Geschichte unberührt bleiben. Im Zentrum für Psychiatrie Reichenau wurde der Bus mit einer Gerichtsverhandlung verabschiedet, in der die Menschheit angeklagt wurde: Ist sie zur Höchststrafe zu verurteilen oder kann das Gericht ihr eine zweite Chance gewähren?