Keywords
Klostermedizin - Haut - Heilpflanzen - atopisches Ekzem - Neurodermitis - Ekzem -
Psoriasis - Haut - Hamamelis - Zaubernuss - Hafer - Saathafer - Haferstrohbad - Spitzwegerich
- Birke - Kamille - Beinwell
Abb. 1 Saathafer (Avena sativa): Er ist ein sehr altes Mittel bei Hautkrankheiten.
Nun wurden seine entzündungshemmenden und immunmodulierenden Eigenschaften beim atopischen
Ekzem nachgewiesen. Foto: © Adobe Stock / Andreja Donko
Das Verständnis für die Haut und ihre Erkrankungen hat sich mit der Zeit weiterentwickelt.
KLOSTERMEDIZINISCHE Heilpflanzenanwendungen sind jedoch zeitlos wirksam.
Johannes Gottfried Mayer und Heike Will
„DIE HAUT oder das Fell an den Tieren erstreckt sich über alle Glieder, damit die Versammlung
so vieler Glieder mit einer Decke zusammengebunden sei. Des Menschen Fell ist dünn
und kann leicht verletzt werden. Das kommt daher, weil der Mensch – im Gegensatz zum
Tier – sich selbst eine zweite Decke (die Kleidung) machen kann, mit der er sich schützt.
Galenius (der antike Arzt Galen von Pergamon) sagt, dass die Haut am Menschen von
unterschiedlicher Beschaffenheit ist, an manchen Stellen ist sie dünn, an anderen
dick. Wo die Haut dünn ist, da ist sie weich, wo sie dick ist, da fühlt sie sich hart
und rau an. Die trockene Haut ist rau und die fettige ist sanft.“
Mit diesen Worten beschreibt der gelehrte Konrad von Megenberg (1309–1374), Leiter
der Domschule zu Wien, die Haut in seinem „Buch der Natur“ von 1348. Dieses Werk war
einer der ersten größeren deutschen Texte zur Anatomie überhaupt. Seine anatomische
Beschreibung weist richtige Beobachtungen zur unterschiedlichen Beschaffenheit der
Haut auf. Was die Physiologie und Pathophysiologie der Haut angeht, wich die Vorstellung
unserer Vorfahren jedoch deutlich von unserer heutigen ab.
Hautreaktion als Heilkrise
Hautreaktion als Heilkrise
Über viele Jahrhunderte hinweg wurde die Haut als ein Ausscheidungsorgan interpretiert.
Man stellte sich vor, dass durch das Schwitzen schädliche Stoffe aus dem Körper entfernt
würden. Die Funktion der Haut wurde deshalb bei jenen Erkrankungen für besonders wichtig
gehalten, bei denen man vermutete, dass Ausscheidungsorgane wie Darm und Nieren nur
eingeschränkt funktionierten. Im Kampf des Körpers mit der Erkrankung war eine sichtbare
Beteiligung der Haut mit entsprechenden Ausschlägen keineswegs ein unerwünschtes Zeichen.
Man deutete solche Hautreaktionen sogar positiv im Sinne der sogenannten Heilkrise.
Die Krankheit sei in dieser Phase prinzipiell überwunden, und nun müsse nur noch die
Ausscheidung der Reste der Krankheitsstoffe erfolgen. Diese Hautreaktionen zu unterdrücken,
galt sogar als gefährlich, da damit die Krankheit auf die empfindlicheren Organe zurückgedrängt
werden könnte.
Heute wird die Haut durchaus als Barriere zwischen innen und außen, dem Fremden und
dem Eigenen gesehen – genauso wie die Schleimhäute der Atemwege und des Magen-Darm-Systems.
Hautheiler von Beinwell bis Wegerich
Hautheiler von Beinwell bis Wegerich
In der Behandlung von Hauterkrankungen und Wunden sind bis heute traditionelle Heilpflanzen
von so großer Bedeutung wie in nur wenigen weiteren Therapiegebieten. Auch wenn die
Ursachen der Erkrankungen heute ganz anders gesehen werden, haben sich entsprechende
Pflanzen wie Beinwell, Hafer oder Wegerich sogar in klinischen Studien bewährt.
Ekzem
Der Begriff „Ekzem“, zu Deutsch Juckflechte, bezeichnet eine entzündliche nicht-infektiöse
Hauterkrankung. Ekzeme verlaufen charakteristisch: Sie beginnen mit Hautrötung und
Juckreiz, dann bilden sich Bläschen, nässende Wunden und schließlich Schuppen und
Krusten. Häufig ist ein Ekzem die Folge einer allergischen Reaktion, aber auch Stressbelastungen
können Ekzeme auslösen. In vielen Fällen sind jedoch keine konkreten Ursachen auszumachen.
Die Wahrscheinlichkeit, zumindest einmal im Leben an einem Ekzem zu erkranken, liegt
bei nahezu 100 %.
Behandlung
Die Therapie umfasst:
-
Rückfetten der Haut, denn eine gefettete Haut juckt weniger (Kratzen bei Juckreiz
verstärkt die Entzündung)
-
Hemmen der Entzündung zum Beispiel mithilfe von Kamillenblüten
-
Desinfektion und Fördern der Wundheilung unter anderem durch Gerbstoffe (Eichenrinde),
Allantoin und Schleimstoffe (Beinwellwurzel)
-
In der Antike und im Mittelalter betrachtete man die Haut als Ausscheidungsorgan.
Heute weiß man auch um ihre Barrierefunktion.
-
Die Wirkung von bewährten Rezepturen und Anwendungen der Klostermedizin lässt sich
auch auf Basis der pflanzlichen Inhaltsstoffe belegen.
-
Bei häufigen Erkrankungen wie dem atopischen Ekzem oder Psoriasis können Heilpflanzen
wie Kamille und Beinwell Linderung schaffen.
Rückfettung und Entzündungshemmung lassen sich mithilfe eines Kamillenöls kombinieren:
1 TL Kamillenöl mit 100 ml Olivenöl mischen, Mischung mehrmals tgl. auf betroffene
Stellen auftragen.
Eichenrindenbäder stabilisieren die Haut: 2 EL kleingeschnittene Eichenrinde mit 1
l Wasser übergießen, eine halbe Stunde kochen lassen, abseihen, abkühlen und die betroffenen
Körperstellen darin baden. Nicht länger als 2 Wochen lang anwenden.
Die Wirkstoffe der Beinwellwurzel lassen sich topisch in Form einer Salbe anwenden:
Es werden 12 g kleingeschnittene Beinwellwurzel und 100 g Wollfett (zum Beispiel Fa.
Eucerin) benötigt. Das Wollfett im Wasserbad erwärmen und Wurzelstücke hineinrühren.
Mehrere Tage abgedeckt ziehen lassen. Mischung erneut im Wasserbad erwärmen, bis das
Fett flüssig wird. Durch feinen Filter (zum Beispiel Verbandsmull) in ein Gefäß gießen,
2- bis 3-mal tgl. dick auftragen, nicht länger als 4 Wochen lang anwenden.
Neurodermitis – atopisches Ekzem
Neurodermitis – atopisches Ekzem
Der Begriff Neurodermitis ist veraltet, weil es sich nicht um eine Nervenentzündung
handelt, wie man im 19. Jahrhundert glaubte. Heute übliche Bezeichnungen sind „atopisches
Ekzem“ oder „endogenes Ekzem“. Es handelt sich um einen entzündlichen Hautausschlag
mit quälendem Juckreiz, der vor allem Hals, Handgelenke, Ellenbeugen und Kniekehlen
betrifft, aber auch den ganzen Körper erfassen kann. Ein überempfindliches Immunsystem
reagiert auf eigentlich harmlose Stoffe wie Hausstaub oder Kleidung (Wolle) allergisch.
Durch seelische Probleme kann sich die Erkrankung deutlich verschlimmern.
Die Haut ist eher trocken und neigt zur Schuppenbildung. Durch Kratzen können nässende
und blutende Hautbezirke entstehen, die anfällig sind für Infektionen durch Bakterien
oder Pilze. Das atopische Ekzem ist eine der häufigsten Hauterkrankungen und tritt
meist schon im Vorschulalter auf (bei 10–15 %). Bei Säuglingen zeigt sich eine Rötung
und leichte Schuppenbildung im Kopfbereich.
Behandlung
Wichtig ist die Grundpflege. Wie schon erwähnt, juckt und schuppt eine gefettete Haut
weniger. Aggressive Waschmittel und Seifen sowie sehr heißes Duschen und Baden sollte
man vermeiden, da sie die Haut austrocknen. Als sehr günstig hat sich die Klimatherapie
erwiesen mit 4- bis 6-wöchigen Aufenthalten im Hochgebirge oder am Meer. Auch leichte
sportliche Betätigung und eine individuelle, allergenmeidende Diät sind förderlich.
Innerlich und äußerlich gegen die Entzündung
Innerlich und äußerlich gegen die Entzündung
Ein wichtiges Therapieziel ist, die Entzündung zu hemmen: Bei Neurodermitikern tritt
oft eine verminderte Aktivität des Enzyms Desaturase auf, eines körpereigenen Enzyms
zur Bildung wichtiger ungesättigter Fettsäuren. In der Folge können bestimmte entzündungshemmende
Substanzen nicht ausreichend gebildet werden. Diesen Mangel kann man in gewissem Umfang
durch die innerliche und äußerliche Aufnahme von Gamma-Linolensäure ausgleichen. Diese
ist zum Beispiel in Borretschsamenöl und Nachtkerzenöl enthalten. Innerlich lässt
sich Nachtkerzenöl zum Beispiel in Form von Epogam® (Fa. Strathmann) anwenden, 2 ×
tgl. 2–3 Kps., äußerlich etwa als Kneipp Körpermilch Nachtkerze. Borretschsamenöl
ist sehr leicht verderblich, deshalb wird es zur inneren Einnahme in länger haltbaren
Kapseln angeboten. Die Tagesdosis beträgt 1 g. Eine spürbare Wirkung setzt bei beiden
Ölen nach etwa 3 Monaten ein.
Junghaferextrakt bei Neurodermitis
In jüngerer Zeit gewinnt das Kraut vom Junghafer bei Hautkrankheiten und Problemhaut
zunehmend an Bedeutung. Es wird noch vor der Blüte gewonnen und ist wesentlich reicher
an vielen wichtigen Inhaltsstoffen als Haferkorn und -stroh. So übertrifft sein Gehalt
an Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Zink und Kupfer das Haferkorn um das
Vier- bis Fünffache. Für die Wirkungen des Haferkrautes sind zwei Inhaltsstoff- Gruppen
von besonderer Bedeutung: Flavonoide und Saponine. Die Flavonoide zeigen entzündungshemmende
Effekte, während den Saponinen eine immunmodulierende Wirkung zugeschrieben wird.
Für Allergiker ist die Tatsache wichtig, dass der eingesetzte Extrakt aus den Jungpflanzen
keine allergenen Proteine enthält.
Eine multizentrische klinische Studie mit 108 Kindern, die an atopischem Ekzem leiden,
zeigte positive Ergebnisse. Die Kinder wurden nach einem Entzündungsschub mit einem
Dermakortikoid behandelt. Zusätzlich erhielten sie über drei Monate hinweg 2 × tgl.
eine Behandlung mittels einer speziellen Creme der Marke A-Derma mit dem Extrakt des
Junghafers und Omega- 6-Fettsäuren (Fa. Pierre Fabre). Im zweiten Monat konnte die
Dosis des Dermakortikoids nahezu halbiert werden.
Entzündungshemmend und zugleich schmerzstillend wirkt der Bittersüße Nachtschatten
(Solanum dulcamara). Hier wird – eine Besonderheit in der Pflanzenheilkunde – der
Stängel verwendet. Er liefert antientzündliche Steroid-Alkaloide (COXHemmung) und
immunmodulierende Steroid-Saponine, zudem Gerbstoffe gegen den Juckreiz. Zur innerlichen
Anwendung stehen Cefabene® Tbl./Tr. zur Verfügung: Erwachsene nehmen 1- bis 3-mal
tgl. 1 Tbl. oder 4- bis 5-mal tgl. 30–40 Tr. ein, Kinder 1 × tgl. 1 Tbl. oder die
Hälfte der Tropfendosis für Erwachsene. Für die äußerliche Anwendung eignet sich Cefabene®
Salbe (alle Präparate Fa. Cefak).
Bei starkem Juckreiz helfen Haferstrohbäder. Hafer, genauer der Saathafer (Avena sativa),
ist ein sehr altes Mittel bei Hautkrankheiten. So schreibt Andreas Matthiolus (1501–1577),
Leibarzt Kaiser Maximilians II., dass es gegen Hauterkrankungen bei Kindern kein besseres
Mittel gäbe als ein Bad mit der Abkochung von Haferstroh. Anwendung: 100 g Haferstroh
in 2 l kaltes Wasser geben, 15 min kochen lassen, abseihen, Absud ins lauwarme Badewasser
geben, tgl. etwa 10–15 min darin baden.
Hilfreich sind die entzündungshemmenden Eigenschaften der Kamille, um den Teufelskreis
aus Juckreiz und Kratzen zu durchbrechen: 1 EL Kamillenblüten mit 1 Tasse kochendem
Wasser übergießen, zugedeckt 5–10 min ziehen lassen und abseihen. Ein Leinentuch in
den abgekühlten Aufguss tauchen und auf die befallenen Hautstellen legen. Mit einem
zweiten Tuch fixieren und 20 min einwirken lassen, tgl. 1- bis 2-mal anwenden.
Badezusatz mit Kamille: 100 g Kamillenblüten in 1 l kochendes Wasser geben, 10 min
ziehen lassen, abseihen und ins körperwarme Badewasser geben, 1 × tgl. 10 min darin
baden.
Da Kamillenblüten eine austrocknende Wirkung aufweisen, ist es notwendig, die Haut
nach dem Bad mit einer milden Salbe oder Creme einzureiben. Gute Erfolge konnten hier
mit einer Creme aus dem Junghaferextrakt erzielt werden, die auch bei Neurodermitis
klinisch getestet wurde (siehe Kasten).
Ein hilfreicher Gast: Hamamelis
Ein hilfreicher Gast: Hamamelis
Nicht aus der Klostermedizin, sondern aus der Heilkunde der indigenen Völker Nordamerikas
kommt die Zaubernuss (Hamamelis virginiana). Die wirkungsbestimmenden Inhaltsstoffe
der Blätter sind Gerbstoffe, Flavonoide und ätherisches Öl. Verwendet wird zudem die
Rinde, die ebenfalls Gerbstoffe (Tannine, Katechinderivate) und freie Gallussäure
enthält. Blätter und Rinde haben zusammenziehende (adstringierende), entzündungshemmende
und blutstillende Eigenschaften. Hamamelisrinde hat sich daher bei verschiedenen Hautkrankheiten
sehr gut bewährt. Fertige Arzneimittel mit ethanolisch-wässrigen Auszügen, etwa Hamamelis-Salbe
N (Fa. DHU-Arzneimittel) oder Hametum ® Wund- und Heilsalbe (Fa. Dr. Willmar Schwabe)
wirken aufgetragen auf die Haut durch ihre Gerbstoffe. In Form eines Wasserdampfdestillats
wirken sie durch ätherisches Öl und somit gerbstofffrei. Man kann beide Formen abwechselnd
anwenden.
Schutzschicht und Spiegelbild
Die Haut ist ein den ganzen Menschen umspannendes System und damit auch sein größtes
Organ. Ihre Gesamtfläche umfasst ungefähr eineinhalb bis zwei Quadratmeter, und sie
wiegt etwa 14 Kilogramm. Die Haut ist Schutzschicht und hochsensibles Sinnesorgan
zugleich: Sie fungiert gleichermaßen als größtes Kommunikationsorgan des Menschen
und darüber hinaus als Spiegelbild seiner Seele. Innere Erregungen kann sie entweder
sofort wiedergeben, indem sie errötet oder die Haare – die zum Hautorgan gehören –
zu Berge stehen lässt. Oder sie reagiert längerfristig mit Erkrankungen wie Neurodermitis.
Zudem kann die Haut Aufschluss geben über die Verfassung der inneren Organe. So zeigt
sich zum Beispiel eine Hepatitis-B-Infektion durch weiße Pickel oder Rötungen im Gesicht
und am Gesäß, manchmal auch an den Extremitäten. Ebenfalls am Gesäß und am Rücken
können Pickel zum Beispiel auf einen Altersdiabetes hinweisen.
Psoriasis
Bei der Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) bilden sich Oberhautzellen zu schnell
neu. Der normalerweise etwa 28 Tage dauernde Prozess der Hauterneuerung verläuft dann
stattdessen in 4 Tagen. Die Erkrankung äußert sich in scharf begrenzten und entzündeten
roten Herden sowie silberweißen, relativ großen Schuppen. Diese treten vor allem an
Ellenbogen, Knie, Kreuzbeingegend und Kopfhaut auf. In extremen Fällen breiten sie
sich über den ganzen Körper aus. Werden die Schuppen etwa durch Kratzen entfernt,
tritt eine dünne Hornhautschicht zutage, unter der punktförmige Blutungen sichtbar
werden. Hildegard von Bingen beschreibt in „Causae et curae“ ein entsprechendes Phänomen
als einen Aussatz, der „flächige Geschwüre, die wie Baumrinde aussehen“ bildet, „darunter
ist das Fleisch rot.“
Ursachen können erbliche Faktoren, Infektionen, Medikamente, äußere Einwirkungen oder
mechanische Reize durch Kleidung oder Sonnenbrand sein. Negative psychische Faktoren
wie Stress verschlechtern den Zustand. Risikofaktoren sind Rauchen, Alkoholkonsum
und Übergewicht. Eine genetische Veranlagung allein führt anscheinend noch nicht zum
Ausbruch der Krankheit. Es müssen wohl noch weitere Faktoren hinzukommen.
Behandlung
Eine vollständige Heilung ist derzeit nicht möglich, jedoch eine Besserung und zeitweilige
Beschwerdefreiheit. Neben der Vermeidung der genannten Risikofaktoren ist es wichtig,
Hautreizungen etwa durch aggressive Reinigungsmittel zu vermeiden. Im Sommer, bei
erhöhter moderater Sonneneinstrahlung, kann sich der Zustand bessern, da UV-Licht
die körpereigene Abwehrreaktion unterdrückt. Drei bis sechs Wochen mit 15– 30 min
moderatem Sonnenbaden täglich können die Symptome lindern.
Als sehr hilfreich haben sich Solebäder erwiesen. Im deutschsprachigen Raum gibt es
inzwischen viele Thermen mit Solebädern. Die optimale Salzkonzentration ist die des
Toten Meeres (etwa 30 %), diese wird nur in wenigen Solebädern erreicht, etwa in der
Frankentherme in Bad Windsheim, der Soltau-Therme in Soltau und der Spessart-Therme
in Bad Soden.
Abb. 2 Spitzwegerich (Plantago lanceolata): Er ist anderen Wegerich-Arten in Sachen
Heilwirkung überlegen. Foto: © Adobe Stock / Daryla
Betulin hilft nicht nur der Birke
Betulin hilft nicht nur der Birke
Eine alte Heilpflanze bei Hauterkrankungen und zur Wundbehandlung ist die Birke, genauer
die Birkenrinde. Birkenrinde hat einen sehr hohen Anteil an Triterpenen, darunter
das Betulin, das für die weiße Färbung verantwortlich ist. Außerdem besitzt sie Gerbstoffe,
Flavonoide und ätherisches Öl. Betulin ist für die Birke ein wichtiger Schutzfaktor
vor Umwelteinflüssen, extremen Temperaturen, Sonneneinstrahlung (durch gute Lichtreflexion
der weißen Farbe) und Schädlingen. Auf der Haut wirkt sie entzündungshemmend und wundheilend
und eignet sich damit zur Behandlung von Schuppenflechte, Neurodermitis und Schäden
durch Sonnenlicht.
Ein hoher Betulin-Anteil ist in Imlan® (Fa. Amryt), einer apothekenpflichtigen Hautcreme,
zu finden. Die Creme ist für Birkenpollenallergiker unbedenklich, da sie pollenfrei
ist.
Wundbehandlung
Die Behandlung von Wunden war sicherlich eine Stärke der Medizin in Antike und Mittelalter.
Es kam früher sehr viel häufiger zu Verletzungen, bedingt durch die vorwiegende Arbeit
in Landwirtschaft und Handwerk und den ständigen Umgang mit Tieren. Zudem konnten
die Heilkundigen das Ergebnis einer Behandlung direkt beobachten und den Erfolg zeitnah
überprüfen. Sie konnten also viel Erfahrung mit der Therapie von Wunden sammeln.
Pflaster, aber nicht aus Stoff
Pflaster, aber nicht aus Stoff
Zu den wichtigsten Mitteln gehörten Pflaster (lateinisch Emplastrum). Hier handelte
es sich nicht – wie man zunächst vermuten könnte – um Stoffverbände, sondern um eine
Art Pasten- Auflage. Basis eines Pflasters waren im erhitzten Wasserbad hergestellte
Mischungen aus Harzen und Wachs, manchmal auch Honig. Nach Bedarf wurden diesen Mischungen
auch blutungsstillende und wundheilungsfördernde Heilpflanzen zuge geben. Die fertige
Zubereitung wurde nach dem Abkühlen und Aushärten in Portionen geschnitten. Bei Bedarf
konnte sie durch Erwärmung wie eine Paste auf die Wunde gestrichen werden. Sie verklebte
Schnittstellen, sodass oft auf das Nähen verzichtet werden konnte. Sie hielt Schmutz
und Bakterien fern und förderte den Heilungsvorgang, etwa durch die Zugabe von Beinwell
oder Wegerich.
Spitzwegerich als Saft, Brei oder Tee
Spitzwegerich als Saft, Brei oder Tee
Dass die Wegericharten wie Breitwegerich (Plantago major) und Spitzwegerich (Plantago
lanceolata) über Heilwirkungen verfügen, hat die Menschheit schon früh erkannt. Heute
wird in der Pflanzenheilkunde nur noch der Spitzwegerich verwendet, weil er den anderen
Wegericharten in der Wirkung überlegen ist. Die Blätter der Pflanze besitzen Iridoidglykoside
(Aucubin und Catalpol), Gerbstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide, Saponine und Kieselsäure.
Die Gerbstoffe haben eine zusammenziehende Wirkung, die Schleimstoffe einen reizlindernden
Effekt, und die Iridoide wirken keimhemmend. Die beste Wirkung bei Schürfwunden und
kleinen Verletzungen haben die frischen Blätter: einfach die Blätter in der Hand rollen
und pressen, und die Tropfen des Saftes auf die Wunde geben. Die Blätter wurden in
der Volksheilkunde auch gekaut und dann als Brei auf die Wunde gelegt. Spitzwegerich
kann auch als Tee oder Frischpflanzenpresssaft genutzt werden. Bei dem traditionellen
Spitzwegerich-Erdkammerhonig allerdings wird das antibiotisch wirkende Aucubin durch
die lange Lagerung völlig zerstört.
Hamamelis hilft auch bei Wunden
Hamamelis hilft auch bei Wunden
Hamamelissalben können bei Hautverletzungen, Verbrennungen und Sonnenbrand, Schrunden
sowie Ekzemen verwendet werden. Auch bei milderen Formen von Hämorrhoiden kann die
Zaubernuss in Form spezieller Hämorrhoiden-Salben oder -Zäpfchen helfen.
Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/a-0624-2886