Klinische Neurophysiologie 2018; 49(03): 119
DOI: 10.1055/a-0624-5887
Editorial
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Carl-Albrecht Haensch
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Publication Date:
03 September 2018 (online)

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Prof. Dr. Carl-Albrecht Haensch

das dritte Schwerpunktheft in den letzten 20 Jahren der Klinischen Neurophysiologie über das autonome Nervensystem liegt Ihnen jetzt vor. Nach einer Darstellung der Anwendung der Analyse der Herzfrequenzvariabilität in Neurologie und Psychiatrie in 1998 und einem urogenitalen und gastrointestinalen Schwerpunkt in 2011, beschäftigen sich die aktuellen Beiträge mit der State of the Art-Diagnostik und neuen therapeutischen Ansätzen der gestörten kardiovaskulären Regulation. Kreislaufregulationsstörungen stehen oft im Mittelpunkt der autonomen Diagnostik. Dies liegt daran, dass Synkopen besonders häufig sind und Beschwerden einer orthostatischen Intoleranz sowohl bei vermeintlich „gesunden“ jungen Menschen mit einem Posturalen Tachykardiesyndrom vorkommen können, aber auch als orthostatische Hypotonie in Folge der Neurodegeneration autonomer Kerngebiete zu beobachten sind. Neue Themen sind in den vergangenen Jahren aufgekommen: Die besonders häufigen autonomen Störungen bei REM-Schlafverhaltensstörung sind ein weiterer Grund, sich mit dem Vegetativum bei neurodegenerativen Erkrankungen zu beschäftigen, wie dies bereits mehrere Forschergruppen derzeit tun. Der SUDEP ist ein noch ungelöstes Rätsel in der Epileptologie, welches auch aus autonomer Sicht noch besser verstanden werden muss.

Wenig Interesse an der Entwicklung von neuen Therapien ist seit der Einführung von Sildenafil auf Seiten der pharmazeutischen Industrie zu erkennen. Auch autonome Messplätze sind kaum auf den medizintechnischen Ausstellungen zu sehen. Einzig L-Threo-DOPS wurde zwischenzeitlich in den USA zur Behandlung der orthostatischen Hypotonie – wie bereits seit vielen Jahren in Japan – zugelassen.