Krankenhaushygiene up2date 2019; 14(01): 51-66
DOI: 10.1055/a-0635-7886
Präventionsmaßnahmen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gefäßkatheterassoziierte Infektionen: Prävention bei Früh- und Neugeborenen

Mats Ingmar Fortmann
,
Christoph Härtel
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Publikationsdatum:
20. März 2019 (online)

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Gefäßkatheterassoziierte Infektionen haben auf neonatologischen Intensivstationen einen besonderen Stellenwert. Die Gründe sind einerseits die noch unreife Immunabwehr der kleinen Patienten und andererseits die Notwendigkeit spezieller Gefäßzugänge wie Nabelarterienkatheter, Nabelvenenkatheter und peripher eingebrachte zentrale Venenkatheter. Dieser Beitrag zeigt, wie Gefäßkatheter bei Früh- und Neugeborenen Infektionen begünstigen können und welche Präventionsstrategien zum Einsatz kommen.

Kernaussagen
  • Gefäßkatheterassoziierte Blutstrominfektionen sind insbesondere für Früh- und Neugeborene potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen mit zum Teil schwerwiegenden Langzeitfolgen für die Entwicklungsprognose der Kinder.

  • Ein erheblicher Anteil der katheterassoziierten Infektionen ist durch die konsequente Umsetzung von Hygienemaßnahmen vermeidbar.

  • Aktiv gestaltete Schulungen und Simulationstrainings für die Anlage und Pflege von Gefäßkathetern in kleinen Gruppen sollen die Kontamination des Kathetersystems verhindern.

  • Die fortbestehende Indikation für einen Gefäßkatheter sollte in der täglichen Visite kritisch geprüft werden.

  • Der Nutzen eines routinemäßigen Wechsels eines Katheters nach einer definierten Liegedauer ist aus infektionspräventiven Gründen bislang nur für Nabelgefäße (mit Ersatz durch einen PICC) belegt und beträgt hier 7 Tage.

  • Eine antibiotische Prophylaxe bei einliegendem ZVK, NVK oder PICC sowie bei Entfernung eines solchen wird nicht generell empfohlen.

  • Zentrale Katheter stellen keine Kontraindikation für das „Känguruhen“ von Früh- und Neugeborenen mit ihren Eltern dar.

  • Die hygienische Händedesinfektion ist die effektivste Einzelmaßnahme zur Unterbrechung von Infektionsketten, auch in Bezug auf katheterassoziierte Infektionen.

  • Die Zubereitung und Herstellung von Parenteralia sollte – wenn planbar – unter Reinraumbedingungen in der Apotheke stattfinden, um Kontaminationen zu vermeiden.

  • Um die Exposition von Früh- und Neugeborenen gegenüber potenziell risikoträchtigen Gefäßkathetern auf ein Mindestmaß zu beschränken, ist ein zügiger Nahrungsaufbau anzustreben.