Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2018; 25(04): 147-148
DOI: 10.1055/a-0658-8563
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ausgewählte Meldungen und aktuelle Entwicklungen

Neues aus der Reisemedizin
Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Publication Date:
16 August 2018 (online)

Kutane Dirofilariose in Russland

Noch bis zum Jahr 2014 galten humane Infektionen mit dem Hundehautwurm Dirofilaria repens in Russland als extrem selten – in der Zeit von 1915 bis Ende 2012 wurden insgesamt weniger als 1100 Fälle diagnostiziert. Doch seither steigen die Fallzahlen stark an. Und auch das Endemiegebiet scheint sich signifikant auszuweiten: Die Wurmlarven werden durch Mücken übertragen, in ihnen entwickeln sich die Mikrofilarien zu Drittlarven. Die Entwicklungsdauer ist dabei stark temperaturabhängig – bei einer Durchschnittstemperatur von 14 °C benötigen die Larven 30 Tage, bei 30 °C nur 10 Tage. Da adulte Stechmücken jedoch nur selten 30 Tage leben, waren die Fadenwürmer früher auf den Süden des Landes beschränkt. Im Zuge der Klimaerwärmung mehren sich seit einigen Jahren jedoch auch weiter im Norden die Fälle – diesen Sommer wurde mindestens eine humane Infektion aus dem Moskauer Umland gemeldet, in den vergangenen Jahren traten auch mehrere Fälle in Novgorod (ca. 58° Nord) auf, und im Jahr 2000 erfolgte eine Infektion gar in Arkhangelsk (64° Nord).

Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch außerhalb Russlands beobachten: Das klassische Verbreitungsgebiet umschließt weite Teile Asiens und Afrikas, den Mittelmeerraum und das südliche Osteuropa. Seit der Jahrtausendwende registrierten aber unter anderem auch Polen, Estland, Österreich und Deutschland erste autochthone Infektionen.

Die Hauptwirte der bis zu 17 cm langen Würmer sind Hunde, seltener auch andere Carnivoren. Bei ihnen verläuft die Infektion in der Regel asymptomatisch. Werden infizierte Tiere aus den ursprünglichen Endemiegebieten wie Griechenland, Italien oder Ungarn nach Mitteleuropa gebracht, treffen die Wurmlarven hier mittlerweile oft auf ausreichende klimatische Bedingungen und sie können durch Mücken auf andere Hunde oder auch Menschen übertragen werden, die dann als Fehlwirt fungieren. Auch hier verläuft die Infektion oft symptomlos, es können aber auch subkutane Knoten, Juckreiz, (teilweise wandernde) Schwellungen, Abzesse oder Haarausfall auftreten. Meist ist der Oberkörper, oft Gesicht oder Nacken betroffen. Ein Befall innerer Organe ist selten. Gelegentlich führen die Knoten zur Fehldiagnose Bindegewebstumor. Die Behandlung erfolgt in der Regel durch eine Exzision der Knoten, einige Autoren befürworten auch eine einmalige Gabe von Ivermectin gefolgt von 3 Gaben Diethylcarbamazin.