Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2018; 25(05): 195-196
DOI: 10.1055/a-0678-0933
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Neues aus der Reisemedizin
Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Publication Date:
30 October 2018 (online)

Ebola in der Demokratischen Republik Kongo

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr leidet die Demokratische Republik Kongo unter einem Ebolaausbruch – dem insgesamt zehnten in der Geschichte des Landes, seit das Virus 1976 entdeckt wurde.

Erst Ende Juli war ein Ausbruch, der im Nordwesten des Landes 33 Todesopfer gefordert hatte, offiziell für beendet erklärt worden. Zu diesem Zeitpunkt gab es 2500 km entfernt in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri bereits erste, zunächst noch undiagnostizierte Opfer des neuen Ausbruchs. Mittlerweile wurden hier 140 bestätigte Infektionen und 32 Verdachtsfälle registriert, 106 Personen überlebten die Infektion nicht. Es scheint keinen Zusammenhang zwischen den beiden Ausbrüchen zu geben.

Erste Eindämmungsmaßnahmen waren erfolgreich

Trotz der – vor allem in der ersten Augusthälfte – hohen Opferzahlen, gibt es Grund zur Hoffnung, dass der jetzige Ausbruch ähnlich schnell eingedämmt werden kann wie der vorherige: Die Fallzahlen sinken seit Ende August kontinuierlich – sicherlich ein Erfolg der schon eine Woche nach Ausbruchsbeginn gestarteten Impfaktion. Bisher konnten so mehr als 14 600 Menschen – medizinisches Personal und Kontaktpersonen Erkrankter – geschützt werden.

Als weitere Maßnahmen wurden unverzüglich spezialisierte Behandlungszentren für Ebola errichtet. Diese verfügen teilweise auch über neuartige Behandlungskammern, die dem medizinischen Personal die Arbeit erleichtern und den Patienten die Angst nehmen sollen: Diese Kammern haben Wände aus durchsichtigem Plastik, mit Ärmeln, Handschuhen und sogar flexiblen Ausbuchtungen für den ganzen Oberkörper, in die die Ärzte und Pfleger einfach von außen hineinschlüpfen können. So können 80 % der nötigen Arbeiten beim Patienten erledigt werden, ohne dass das Personal die heißen und für die Patienten beängstigenden Schutzanzüge anlegen müsste. Diese Kammern sind klimatisiert und ermöglichen es, dass die Patienten nicht nur ihren Ärzten ins Gesicht schauen, sondern auch Kontakt zu Besuchern haben können, mit denen sie sich durch die durchsichtigen Wände hindurch unterhalten können.

Darüber hinaus stehen erstmals auch 5 experimentelle Medikamente zur Behandlung der Patienten zur Verfügung, von denen bisher 3 bei diesem Ausbruch eingesetzt wurden. Erste Zahlen deuten hier auf einen Erfolg hin – von den 56 Patienten, die eines dieser Mittel erhielten, verstarben bisher nur 14 an den Folgen der Infektion, während 27 geheilt werden konnten. Dies liegt deutlich unter der normalen Letalitätsrate von 50 %. Die übrigen 15 Patienten befinden sich derzeit noch in Behandlung.


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Bewaffnete Konflikte erschweren medizinische Behandlungen

Hier wird aber auch eines der Probleme des momentanen Ausbruchs deutlich: Wirklich aussagekräftige klinische Studien durchzuführen ist schwierig, denn das betroffene Gebiet liegt teilweise in einer Krisenregion, in der etwa 100 verschiedene bewaffnete Gruppen aktiv sind – seit Beginn des Jahres wurde allein in der Region Beni in Nord-Kivu etwa eine halbe Million Menschen gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben; es kommt immer wieder zu Vorfällen, bei denen Mitarbeiter der wenigen NGOs, die hier noch tätig sind, verletzt, entführt oder getötet werden. Behandlungen, die mehrmalige Gaben eines Medikaments über einen längeren Zeitraum erfordern, sind dadurch ebenso schwierig wie eine spätere Kontrolle der Patienten, etwa um potenzielle Nebenwirkungen festzustellen.

Die Konflikte erschweren natürlich auch die unmittelbare Bekämpfung des Ausbruchs: Einige betroffene Gebiete können von den Ärzteteams nicht oder erst nach langwierigen Sicherheitsvorkehrungen erreicht werden, erkrankte Menschen haben womöglich keine Möglichkeit, in die Behandlungszentren zu kommen.

Darüber hinaus ist es schwierig, der Bevölkerung Schutzmaßnahmen nahezubringen. Traditionelle Beerdigungen sind hier weit verbreitet, einige Gemeinden verweigern die Zusammenarbeit mit den Ausbruchsbekämpfungsteams. So wurden Helfer mit Macheten attackiert oder ihnen durch Straßensperren der Zugang verwehrt. Anfang September floh außerdem die Kontaktperson eines Ebolapatienten, um sich dem Monitoring zu entziehen, in die Millionenstadt Butembo, wo sie schließlich an den Folgen der Infektion verstarb. Hier infizierte sie mindestens eine weitere Person, eine behandelnde Krankenschwester, die in der Folge ebenfalls verstarb.

Ein weiteres Problem ist die Infrastruktur – nur 11 % des spärlichen Straßennetzes sind asphaltiert, sodass ein Großteil der humanitären Hilfe über die Luft erfolgt. Mit dem Einsetzten der von September bis Januar dauernden Regenzeit werden aber auch viele Landepisten unbenutzbar.

Die momentan abnehmenden Fallzahlen stimmen also zwar hoffnungsvoll – es gibt aber viele Faktoren, die die Ausbruchsbekämpfung jederzeit zurückwerfen können.


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