Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2018; 25(05): 197
DOI: 10.1055/a-0753-2319
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwerer Verlauf bei 30-jährigem Reiserückkehrer

Zerebrale Melioidose nach Elefantentrekking in Südthailand
Christoph Lübbert
1   Leipzig
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
30 October 2018 (online)

Ein 30-jähriger Deutscher wurde mit hohem Fieber (40,4 °C), starken Kopfschmerzen und radiologischen Zeichen einer Pneumonie in ein peripheres Krankenhaus in Thüringen eingeliefert. Am Tag zuvor war er von einer 2-wöchigen Urlaubsreise nach Südthailand zurückgekehrt, bei der er an einem touristischen Elefantentrekking in der Nähe von Khao Lak (Provinz Phang Nga) teilgenommen hatte. Das Fieber entwickelte sich 9 Tage nachdem der Patient in einem Fluss mit den Elefanten gebadet hatte. Bei klinischer Diagnosestellung einer schweren Sepsis wurde eine empirische Antibiotikatherapie mit Piperacillin/Tazobactam und Ciprofloxacin eingeleitet und im Verlauf bei fraglichem Nachweis von Burkholderia thailandensis in der Blutkultur (telefonische Laborinformation) auf Meropenem umgestellt.

Bei plötzlicher Verschlechterung an Tag 8 der Antibiotikatherapie mit zunehmender Bewusstseinsstörung wurde der Patient in das Universitätsklinikum Leipzig verlegt. Die Lumbalpunktion ergab eine Liquorpleozytose von 9600 Leukozyten/µl (73 % Neutrophile, 27 % Monozyten), eine Laktatkonzentration von 18,9 mmol/l und eine Proteinkonzentration von > 6000 mg/l. Die zerebrale Bildgebung (cCT) zeigte ein ausgeprägtes Hirnödem und einen akuten Hydrocephalus, sodass nach Intubation und Beatmung notfallmäßig eine externe Ventrikeldrainage angelegt wurde. Die weitere Bildgebung im Verlauf (cCT und cMRT) ergab bilaterale vaskulitische Infarkte im Bereich von Capsula interna und Kleinhirn, die auf vaskuläre Infektion in den Stromgebieten von Aa. choroidea anterior, Aa. cerebelli anterior und Aa. cerebelli posterior zurückgeführt wurden. In Blut- und Liquorkulturen wurde Burkholderia pseudomallei nachgewiesen. Die Antibiotikatherapie wurde daraufhin auf Meropenem (3 × 2 g i.v.) und Trimethoprim-Sulfamethoxazol (2 × 320/1600 mg i.v.) umgestellt. Eine bakterielle Clearance im Rahmen von Follow-up-Blutkulturen war nach 10 Tagen Behandlung nachweisbar.

Nach weiteren 2 Wochen hatten sich die klinischen Symptome des Patienten deutlich verbessert. Die diffusionsgewichtete Bildgebung (cMRT) zeigte jedoch ein vergrößertes Ventrikelsystem mit Hyperintensitäten, die als ausgeprägte Ventrikulitis und Folgeerscheinungen der intrakraniellen Hypertension gewertet wurden. Nach ventrikuloperitonealer Shuntimplantation konnte der Patient in die neurologische Rehabilitationsbehandlung entlassen werden, unter antibiotischer Erhaltungstherapie mit Trimethoprim-Sulfamethoxazol (2 × 320/1600 mg p.o.) und Doxycyclin (2 × 100 mg p.o.). Die weitere Prognose bezüglich neurologischer Folgeschäden bleibt abzuwarten.

Die erweiterte Anamnese ergab einen Zustand nach komplizierter Mittelgesichtsfraktur 4 Jahre zuvor beim Holzhacken, wodurch möglicherweise ein Locus minoris resistentiae geschaffen wurde, der die Passage von Burkholderia pseudomallei aus dem Nasopharyngealraum in die Schädelhöhle erleichterte.