ergopraxis 2019; 12(02): 48-50
DOI: 10.1055/a-0770-3124
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Publication Date:
01 February 2019 (online)

Vorträge und Workshops rund um die Psychiatrie – Ergotherapiefachtagung 2018

Unter dem Motto „Gesundheit durch Aktivität“ lud der LVR-Klinikverbund am 20. November 2018 zur 7. Ergotherapiefachtagung in die LVR-Klinik in Bonn ein. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung beschäftigt sich stets mit Themen aus der Psychiatrie. Dieses Jahr nahmen 120 Interessierte teil – ein toller Erfolg für die psychiatrische Ergotherapie.

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120 Interessierte nahmen an der Ergotherapiefachtagung unter dem Motto „Gesundheit durch Aktivität“ in Bonn teil. Sie findet alle zwei Jahre statt und ist insbesondere für alle Ergotherapeuten interessant, die im Fachbereich Psychiatrie tätig sind.
Abb.: N. Kaldewei [rerif]

Prof. Dr. Banger, ärztlicher Direktor in Bonn, stellte in seinem Grußwort fest, dass immer mehr Menschen psychiatrische Behandlungen in Anspruch nehmen. Er schloss daraus, dass in naher Zukunft einige Veränderungen notwendig seien: sowohl innerhalb der Berufsgruppen als auch in der Bildung neuer Angebote, zum Beispiel in Form von Behandlungsmentoren oder -koordinatoren. Sie begleiten Patienten durch den gesamten Behandlungsprozess und helfen ihnen unter anderem dabei, geeignete Interventionsmöglichkeiten und -ansätze zu finden. Laut Prof. Dr. Banger müssen wir uns Ergotherapeuten als Spezialisten für den Alltag die Frage stellen, ob unsere bisherige therapeutische Angebotsstruktur mit den traditionellen Angeboten so bleiben kann, wie sie ist.

Friedhelm Kitzig, LVR-Abteilungsleiter der psychiatrischen Versorgung im Fachbereich Planung, Qualitäts- und Innovationsmanagement, hofft, dass der veränderte Blick weg von der Defizitorientierung und hin zur Lebensqualität keine Modeerscheinung ist. Er stellte sich die Frage, wie man Ergotherapie sektorenübergreifend denken kann, beispielsweise in Form des Entlassmanagements. Oder ob und wenn ja wie die Ergotherapie in klinische Modellvorhaben eingebunden ist. Dies alles bedeute laut Kitzig allerdings, die „sichere Heimat der klinischen Gemäuer” zu verlassen und sich professionell neu auszurichten.

Jens Rohloff, Schulleiter der Ergotherapieschule der LVR-Klinik Essen und Moderator dieser Tagung, interviewte einen ergotherapieerfahrenen Klienten. Er gab Einblicke in die Ergotherapie, wie sie nicht mehr sein sollte – ausschließlich handwerkliches Arbeiten in Gruppentherapien. Ihm war während seiner Behandlung nicht klar, was Ergotherapie darüber hinaus leisten kann: Betätigungsorientierung, Klientenzentrierung und mehr Alltagsnähe im realen Umfeld des Klienten.

Workshops am Nachmittag rundeten die Tagung ab und beinhalteten unter anderem die Themen „Lebe dein Leben gut – ein Reflexionsinstrument für Gesundheitsförderung in Anlehnung an das kanadische Do-Live-Well-Framework“ (ERGOPRAXIS 11-12/18, S. 28) und „Handeln ermöglichen – Trägheit überwinden! Das Therapieprogramm Handeln gegen Trägheit” (ERGOPRAXIS 3/18, S. 16).

Eine sehr gelungene Veranstaltung, die man sowohl Schülern, Studierenden als auch Berufstätigen empfehlen kann. Es wurde deutlich, dass sich das Organisationsteam nicht erst seit gestern mit der Psychiatrie und den Veränderungen beschäftigt: Der Inhalt dieser Tagung war mehr als up to date!

Nicole Kaldewei