Krankenhaushygiene up2date 2019; 14(04): 367-388
DOI: 10.1055/a-0822-0159
Präventionsmaßnahmen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nosokomiale Pneumonien

Joachim Großmann
,
Sebastian Schulz-Stübner
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Publication Date:
03 December 2019 (online)

Die nosokomiale Pneumonie ist die häufigste im Krankenhaus erworbene Infektion in Deutschland [1], [2], [53]. Dabei stehen nicht nur beatmungsassoziierte Pneumonien mit einer längeren Verweildauer, höheren Behandlungskosten und einer erhöhten Mortalität in Zusammenhang, sondern auch Pneumonien bei nicht beatmeten Patienten [40]. Es bleibt daher weiterhin eine große Herausforderung, durch neue präventive Ansätze und Bündelmaßnahmen die Inzidenz zu reduzieren.

Kernaussagen
  • Auf deutschen Intensivstationen ist die nosokomiale Pneumonie die häufigste nosokomiale Infektion.

  • Zwei Drittel der nosokomialen Pneumonien sind nicht beatmungsassoziiert, die davon ausgehenden Gefahren scheinen derzeit noch unterschätzt zu werden. Eine HAP ist ebenfalls, wie eine VAP, mit längerer Liegezeit und erhöhter Mortalität assoziiert.

  • Die Diagnosestellung ist oft schwierig, erfordert aber schon im Verdachtsfall das Einleiten einer adäquaten Therapie.

  • Insbesondere bei schwerkranken Patienten ist ein rascher Erregerwechsel im Oropharynx von Erregern der physiologischen Mundflora zu nosokomial bedeutsamen Erregern (Überwucherungsflora) zu beobachten.

  • Viele Risikofaktoren sind bekannt, die das Auftreten einer HAP/VAP begünstigen. Bei beatmeten Patienten ist der Endotrachealtubus mit seinen Cuffstraßen ein besonderes Risiko und trägt zur Mikroaspiration wesentlich bei. Ungünstig wirkt sich dabei auch der schnelle Erregerwechsel im Oropharynx in Richtung gramnegativer Erreger aus.

  • Konsequentes Einhalten der Basishygiene, fachgerechter Umgang mit Beatmungszubehör und aseptische Technik beim Absaugen sind zum Unterbrechen einer möglichen Infektionskette nötig.

  • Infektionspräventive Bündel haben sich bewährt, die aktiv etabliert und im laufenden Prozess unter Zuhilfenahme der Surveillance-Ergebnisse reevaluiert und ggf. modifiziert werden. Die einzelnen Bündelmaßnahmen sollten sich am Evidenzgrad der aktuellen Empfehlungen orientieren.

  • Die Empfehlungen von KRINKO, SHEA und der S3-Linie zur invasiven Beatmung weichen in einigen Punkten bez. Stärke des Empfehlungs- und Evidenzgrades voneinander ab, stimmen aber in der inhaltlichen Bewertung der meisten Kernkomponenten im Grundsatz überein.

  • Bildung von einem interdisziplinären Team zum Erarbeiten oder Weiterentwickeln von Präventionsmaßnahmen. Nach Risikoanalyse Festlegen des patientenadaptierten Präventionsprogramms.