Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2019; 14(06): 591-608
DOI: 10.1055/a-0822-7828
Wirbelsäule
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zervikale Myelopathie

Ralph Kothe
,
Gregor Schmeiser
,
Luca Papavero
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. November 2019 (online)

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Die zervikale Myelopathie ist eine klinische Diagnose und eine Funktionsstörung des Rückenmarks. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird das Krankheitsbild in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Nicht jede Einengung des Spinalkanals in der Halswirbelsäule führt zu einer Erkrankung des Rückenmarks. Die Indikationsstellung zur operativen Behandlung erfordert deshalb detaillierte Kenntnisse über den natürlichen Verlauf der Erkrankung und die verschiedenen Behandlungsoptionen.

Kernaussagen
  • Eine degenerative zervikale Myelopathie (DCM) bezeichnet die Dysfunktion des zervikalen Myelons als Folge seiner mechanischen Kompression und/oder dessen Vaskularisation durch degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule.

  • Unter DCM subsumieren sich die folgenden Krankheitsbilder:

    • zervikale spondylogene Myelopathie (CSM),

    • Ossifikation des hinteren Längsbandes (OPLL),

    • Ossifikation des Lig. flavum (OLF),

    • Bandscheibendegeneration.

  • Das klinische Beschwerdebild bei der zervikalen Myelopathie ist sehr variabel. Die Symptome treten meist schleichend auf, wobei sich stabile Krankheitsphasen mit Phasen der raschen Progredienz abwechseln können.

  • Die apparative Diagnostik umfasst bildgebende und elektrophysiologische Untersuchungen. Die Bildgebung beinhaltet MRT, CT und die konventionelle Röntgenuntersuchung der HWS in zwei Ebenen mit aktiven seitlichen Funktionsaufnahmen. Diese Reihenfolge folgt dem Leitsatz „Time is Spine“.

  • Die Wahl der geeigneten OP-Strategie ist immer eine fallbezogene Entscheidung, da es nicht zwei identische DCM-Patienten gibt.

  • Folgende operative Verfahren zur Dekompression des Rückenmarks stehen zur Verfügung:

    • anteriore Techniken:

      • anteriore Dekompression und Fusion (ACDF),

      • anteriore Korpektomie und Fusion (ACCF),

    • posteriore Techniken:

      • Laminoplastie,

      • Laminektomie und Fusion,

    • kombinierte Techniken.

  • Art und Häufigkeit von Komplikationen bei der operativen Behandlung der DCM sind abhängig vom operativen Vorgehen.