Frauenheilkunde up2date 2019; 13(04): 371-380
DOI: 10.1055/a-0828-4001
Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gruppe-B-Streptokokken: Infektionen in der Schwangerschaft

Parnian Parvanta
,
Anne Runkel
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Publication Date:
22 August 2019 (online)

Eine Infektion mit Streptokokken der Gruppe B ist weiterhin die Hauptursache für schwere neonatale Infektionen. In Deutschland manifestieren sich 60% der Fälle einer invasiven GBS-Infektion als Early Onset Sepsis (EOS). Zeitgleich führt eine Übertherapie zu Resistenzen sowie zu negativen Auswirkungen auf das enterale Mikrobiom durch eine unsachgemäße Antibiotikaprophylaxe. Dieser Beitrag beleuchtet verschiedene Aspekte dieses praxisrelevanten Themas.

Kernaussagen
  • Aufgrund der aktuellen Studienlage empfehlen die meisten internationalen Leitlinien ein screeningbasiertes Vorgehen zur subpartalen Antibiotikaprophylaxe. Dies führt zum Rückgang der durch GBS verursachten Early Onset Sepsis sowie zu einer Vermeidung einer Übertherapie durch ungezielte Antibiotikagabe.

  • Mittel der 1. Wahl zur gezielten Therapie und Vermeidung von Resistenzbildung zur subpartalen Prophylaxe bleibt Penicillin. Eine Penicillinallergie sollte daher immer kritisch hinterfragt werden.

  • Eine präpartale Therapie GBS-positiver Schwangerer zur Eradikation der Kolonisation ist nicht empfohlen.

  • Auf eine antibiotische subpartale Prophylaxe kann bei GBS negativer Schwangeren bei Vorliegen anderer Risikofaktoren verzichtet werden. Bei mütterlichem Fieber und Symptomatik ist hier ein therapeutisches Vorgehen indiziert.

  • Gezielte Therapie bei intrapartal unbekanntem GBS-Status wäre mit einem Point-of-Care-Test zu erreichen. Hier wäre die Entwicklung eines Bedside-Tests mit raschem Ergebnis einschließlich Resistenztestung bei echter Penicillinallergie das Optimum.

  • Längerfristiges Senken der EOS, aber auch der LOS, die durch die Antibiotikaprophylaxe nicht gesenkt werden kann, sowie eine Vermeidung von Resistenzbildungen sowie anderer Nebenwirkungen der Antibiose für Mutter und Kind wäre durch die Entwicklung eines Impfstoffes zu erreichen.