Neurologie up2date 2019; 2(03): 267-279
DOI: 10.1055/a-0829-9711
Zerebrovaskuläre Erkrankungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik und Therapie der zerebralen Venen-/Sinusthrombose

Christian Weimar
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Publication Date:
08 August 2019 (online)

Auch wenn die zerebrale Venen-/Sinusthrombose (CVST) eine seltene zerebrovaskuläre Erkrankung darstellt, wird sie zunehmend häufiger diagnostiziert aufgrund erhöhter klinischer Aufmerksamkeit, besserer Bildgebungsmöglichkeiten sowie einer höheren Überlebensrate von Patienten mit prädisponierenden Erkrankungen. Dieser Beitrag zeigt, wie die Diagnose effektiv gestellt werden kann und welche Therapieoptionen in der Akutphase und Sekundärprophylaxe bestehen.

Kernaussagen
  • Die Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT), jeweils mit venöser Angiografie, sind als gleichwertig bei der Diagnostik der Sinusthrombosen anzusehen. Bei kortikalen Venenthrombosen ist die MRT der CT überlegen. Aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung soll die MRT bevorzugt bei jüngeren Patienten sowie in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

  • Ein Screening auf Gerinnungsstörungen zur Prävention von erneuten venösen Thrombosen, zur Reduktion der Mortalität sowie zur Verbesserung des funktionellen Ergebnisses wird nicht generell empfohlen.

  • Patienten mit Venen-/Sinusthrombose (CVST) sollen in der akuten Phase mit Heparin in einer therapeutischen Dosis behandelt werden, unabhängig davon, ob bereits eine intrakranielle Blutung vorliegt oder nicht. Dabei kann vorzugsweise niedermolekulares statt unfraktioniertes Heparin eingesetzt werden.

  • Trotz der insgesamt geringen Evidenz wird die operative Dekompression bei Patienten mit CVST, Läsionen des Parenchyms (Stauungsödem und/oder Hämorrhagie) und drohender Einklemmung zur Verhinderung von Todesfällen empfohlen.

  • Nach der Akutphase wird eine orale Antikoagulation mit einem Vitamin-K-Antagonisten für 3 – 12 Monate empfohlen zur Prävention einer Rezidiv-CVST und extrazerebraler venöser Thrombosen.

  • Frauen mit früherer CVST sollten auf die orale Einnahme kombinierter hormoneller Kontrazeptiva verzichten.