Der Klinikarzt 2019; 48(03): 73-77
DOI: 10.1055/a-0861-1036
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Perspektive nach der COMPASS-Studie für KHK- und AVK-Patienten

Die neue Rolle der oralen Antikoagulationstherapie bei atherosklerotischer Erkrankung
Samer Alsaid
1   Klinik für Kardiologie und Angiologie I, Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen
,
Christoph Bode
,
Daniel Duerschmied
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Publication Date:
01 April 2019 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Das primäre Ziel in der Behandlung von Patienten mit arteriosklerotischen Erkrankungen ist die Verhinderung atherothrombotischer Ereignisse. Bislang standen die Plättchenhemmer Aspirin und Clopidogrel in der Primär- und Sekundärprophylaxe stabiler Patienten zur Verfügung. Doch auch mit Thrombozytenaggregationshemmern erleiden manche Patienten mit Arterienerkrankungen kardiovaskuläre ischämische Ereignisse, die auf eine übermäßige Thrombinbildung zurückzuführen sind. Deshalb wurden Nicht-Vitamin-K-Antagonist orale Antikoagulanzien (NOAKs), insbesondere die Faktor-Xa-Inhibitoren, entweder allein oder in Kombination mit einer Antiplättchen-Therapie bei der Behandlung von arteriellen Erkrankungen getestet. Die COMPASS-Studie untersuchte die niedrig dosierte Antikoagulation bei stabiler KHK oder AVK. Die Zugabe von 2 × 2,5 mg Rivaroxaban zur Dauertherapie mit Aspirin verhinderte nicht nur kardiovaskulären Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall, sondern reduzierte sogar die Gesamtmortalität um 18 % nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten. Dieser Vorteil ging allerdings auf Kosten von mehr gastrointestinalen Blutungen. Interessanterweise gab es jedoch keine Zunahme von tödlichen oder intrakraniellen Blutungen. Daher könnte in naher Zukunft eine neue Standardtherapie für Hochrisikopatienten mit atherosklerotischer Erkrankung verfügbar werden.