Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2020; 15(03): 239-255
DOI: 10.1055/a-0945-2550
Grundlagen

Patient Blood Management in der Orthopädie und Unfallchirurgie

Lea Valeska Blum
,
Hendrik Kohlhof
,
Dieter Wirtz
,
Kai Zacharowski
,
Patrick Meybohm

Die Anzahl der Transfusionen nimmt weltweit, auch im Fachbereich Orthopädie/Unfallchirurgie, stetig zu. Die „Ressource Blut“ wird gleichzeitig knapper. Dieser Artikel soll das Konzept des Patient Blood Management für den rationalen Einsatz von Bluttransfusionen vorstellen. Das Patient Blood Management hat sich zum Ziel gesetzt, eine präoperative Anämie möglichst früh zu diagnostizieren und zu therapieren, um den Bedarf an vermeidbaren Blutprodukten zu reduzieren.

Kernaussagen
  • Ziel des Programms Patient Blood Management (PBM) ist es, die patienteneigenen Ressourcen zu stärken und zu schonen.

  • Ohne klar definierte Verantwortlichkeiten im PBM-Team, gute Kommunikation und Schulung aller Beteiligten kann sich das PBM-Programm langfristig nicht erfolgreich etablieren.

  • Eine präoperative Anämie ist ein unabhängiger Risikofaktor für postoperative Komplikationen, erhöhte Mortalität und vor allem für (unnötige) Transfusionen von Erythrozytenkonzentraten (EK).

  • Ein Großteil der anämischen Patienten kann präoperativ eine Anämietherapie erhalten. Die Indikation hierfür sollte möglichst früh gestellt werden.

  • Fremdblutsparende Maßnahmen müssen beachtet werden, gerade im Bereich der Endoprothetik.

  • Die restriktive Transfusionsgrenze bei Patienten mit Hüftfrakturen und kardiovaskulären Grunderkrankungen liegt bei 8 g/dl.

  • Der Hb-Wert alleine erlaubt keine Aussage über die Sauerstoffversorgung, es muss engmaschig das Auftreten sog. Transfusionstrigger kontrolliert werden.

  • Die präoperative Analytik muss laut Hämotherapierichtlinie hauseigene Daten zur Transfusionswahrscheinlichkeit berücksichtigen:

    • < 1% keine Diagnostik,

    • 1 – 10% nur Blutgruppe und Antikörpersuchtest,

    • > 10% Kreuzprobe mit Bereitstellung von EKs.

  • Pausieren der Antikoagulanzien in Abhängigkeit vom individuellen Blutungs- und Thrombembolierisiko.



Publication History

Article published online:
04 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York