ergopraxis 2019; 12(10): 1
DOI: 10.1055/a-0957-9187
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Im Original meistens besser

Simone Gritsch

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Publication Date:
04 October 2019 (online)

Der Schweizer Ergotherapiekongress war eine kleine Sprachreise für mich (S. 48). Dort wurde ganz selbstverständlich zwischen Deutsch, Französisch und Italienisch hin- und hergeswitcht. Und wenn man damit nicht weiterkam, gab es immer noch Englisch. Diese Leichtigkeit und Offenheit haben mich beeindruckt. In Deutschland haben wir häufig große Mühe mit anderen Sprachen. Ich erinnere mich an meine erste Hausaufgabe im Bachelorstudium: einen 15-seitigen wissenschaftlichen Artikel von Kielhofner lesen – natürlich auf Englisch. Das war Hardcore für mich. Dennoch ist nichts passiert. Gut, ich habe gekämpft, aber auch vieles gelernt.

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“

Ludwig Wittgenstein

Warum tun wir uns mit anderen Sprachen so schwer? Können wir uns das überhaupt noch leisten? Drehen wir uns nicht zu sehr um uns selbst, wenn wir für jeden Fachbegriff eine mundgerechte Übersetzung brauchen? In meiner Masterarbeit beschäftige ich mich aktuell mit Occupational Well-Being und bin froh, dass ich den Begriff nicht künstlich übersetzen muss. Mit Betätigungswohlbefinden hätte ich meine Schwierigkeiten.

Für den nächsten ergotag am 8. Februar 2020 in Stuttgart habe ich Karin Bishop aus London eingeladen. Sie wird über ihr Projekt „Live, not exist“ sprechen. Damit haben es die Ergotherapeuten in Großbritannien geschafft, ihren Beruf in die Öffentlichkeit zu bringen und den Wert ihrer Arbeit darzustellen. Ich habe das Gefühl, das könnte eine wunderbare Inspirationsquelle für uns sein. Wenn Sie Lust haben, sich auf das Experiment „englischsprachiger Vortrag“ einzulassen, sind Sie schon jetzt herzlich dazu eingeladen. Unter www.ergotag.de finden Sie rechtzeitig alle Infos.

Merci beaucoup, cari saluti and see you in Stuttgart

Simone Gritsch