Parker MG.
et al.
Timing of first milk expression to maximize breastfeeding continuation among mothers
of very low-birth-weight infants.
Obstet Gynecol 2019;
133: 1208 -1215
Die Analyse basierte auf Daten des „Neonatal Quality Improvement Collaborative of
Massachusetts“-Projekts. Dieses fand zwischen Januar 2015 und Dezember 2017 an 9 Neugeborenenintensivstationen
in Massachusetts/USA statt. Berücksichtigt wurden 1157 Mütter mit ihren VLBW-Neugeborenen
(Geburtsgewicht 1500 g oder darunter). Die Autoren legten eine Zeitspanne für die
1. Gewinnung von Muttermilch fest, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für eine
Bereitstellung von Muttermilch zum Zeitpunkt der Entlassung von der Intensivstation
oder einer Verlegung in Zusammenhang stand („Cut Point“: 8 Stunden nach der Geburt).
Es wurde untersucht, wie sich ein Beginn des Milchabpumpens vor und nach diesem Zeitpunkt
auf die Dauer der späteren Milchbereitstellung auswirkte. Dies geschah nach Adjustierung
für das Gestationsalter, das Geburtsgewicht sowie die Rasse bzw. Ethnie der Mutter.
Ergebnisse
Bei 68% der Mütter erfolgte die erstmalige Gewinnung von Muttermilch während der ersten
8 Stunden nach der Geburt und bei 32% nach 9 – 24 Stunden. An Tag 7 erhielten 90%
der Neugeborenen irgendeine Art von Muttermilch, an Tag 28 86% und zum Zeitpunkt der
Entlassung von der Intensivstation oder der Verlegung 65%. Die Autoren ermittelten
einen Zusammenhang zwischen dem Beginn des Milchabpumpens nach 9 – 24 Stunden und
einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine Bereitstellung von Muttermilch an Tag
7 (adjustierte Odds Ratio [aOR] 0,39) und bei der Entlassung oder Verlegung (aOR 0,45)
gegenüber einer erstmaligen Milchgewinnung innerhalb von 8 Stunden nach der Geburt.
Die Ergebnisse hinsichtlich einer alleinigen Nutzung von Muttermilch waren vergleichbar.
Im Vergleich zu Müttern, die während eines Zeitfensters von 8 Stunden nach der Geburt
mit dem Abpumpen begonnen hatten, endete die Versorgung mit Muttermilch während der
Hospitalisierung im Fall eines Abpumpbeginns nach 9 – 24 Stunden (adjustierte Hazard
Ratio 1,64) früher.
Um bei sehr unreifen Frühgeborenen eine ausreichende Nährstoffzuführung sicher zu
stellen, wird ein Teil der Muttermilch abgepumpt, mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert
und per Flasche oder Magensonde gefüttert. Ob ein frühzeitiges Abpumpen die Dauer
der Bereitstellung von Muttermilch beeinflusst, untersuchten Parker et al. Symbolbild.(Quelle:
spunk74, Fotolia.com)
Fazit
Ein Abpumpbeginn während des ersten 8 Stunden nach der Geburt führte im Fall von Frauen
mit VLBW-Neugeborenen im Vergleich zu einem späteren Beginn zu einer dauerhafteren
Bereitstellung von Muttermilch. Die Autoren empfehlen die Durchführung von randomisiert-kontrollierten
Studien, um den kausalen Zusammenhang zwischen dem Startzeitpunkt des Milchabpumpens
und der Dauer der Milchversorgung genauer zu untersuchen.