Zahnmedizin up2date 2019; 13(05): 411-429
DOI: 10.1055/a-1010-3327
Implantologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implantationsassoziierte Nervschädigungen

David Kreuziger
,
Thomas Weischer
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Publication Date:
20 November 2019 (online)

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Widmung

Zu Ehren des 60. Geburtstages von Herrn Prof. Dr. Dr. Christopher Mohr.

Dank wissenschaftlicher und technischer Fortschritte sowie der Fortbildungsbereitschaft der Behandler ist in den letzten Jahren das Risiko für Nervverletzungen im Rahmen einer Implantation gesunken. Es passiert trotzdem: Manchmal ist die Leitungsanästhesie im Unterkiefer „schuld“, manchmal die Anatomie von Knochen und Weichgeweben, manchmal eine zu tiefe Bohrung. Und was dann? Dieser Beitrag stellt einen praxisnahen Algorithmus vor.

Kernaussagen
  • Der N. alveolaris inferior und N. lingualis können bei Implantationen im distalen Unterkiefer gefährdet sein.

  • Typische Zeichen für eine direkte Schädigung des N. alveolaris inferior im Nervkanal sind bei Implantation stärkere Blutung, Tiefergleiten („Ausrutschen“) des Bohrers und Schmerzsensation trotz korrekter Leitungsanästhesie.

  • Im Falle neu aufgetretener postoperativer Sensibilitätsstörungen muss sich eine sorgfältige Diagnostik anschließen.

  • Bei indirektem Nervtrauma durch Hämatom oder Ödem ist initial ein medikamentöser Behandlungsansatz unter Monitoring des Sensibilitätsdefizits und Verlaufskontrollen sinnvoll.

  • Bleibt eine Nervregeneration aus, sind nach 3 Monaten die operative Revision und mikrochirurgische Rekonstruktion zu erwägen.

  • Bei Verdacht auf schweres Nervtrauma mit partieller oder vollständiger Durchtrennung sollte die sofortige Überweisung zum mikrochirurgisch versierten Spezialisten erfolgen.

  • Im individuellen Fall kann eine interdisziplinäre Behandlung zahnärztliche, MKG-chirurgische, allgemeinmedizinische, neurologische und psychologische Komponenten erfordern.