Sportphysio 2019; 07(05): 201
DOI: 10.1055/a-1021-0925
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bio-psycho-soziale Expertise für ein bio-psycho-soziales Phänomen

Hans-Dieter Herrmann
,
Jan Mayer
,
Thorsten Leber
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Publication Date:
05 December 2019 (online)

Im Leistungssport hat sich heute in weiten Bereichen das Verständnis durchgesetzt, dass es mehr braucht als körperliche Leistungsfähigkeit, um erfolgreich zu sein und gesund zu bleiben. Diese Entwicklung geht u. a. auf George L. Engel zurück, der 1977 die Sichtweise des Menschen als bio-psycho-soziales System thematisierte. Wenn wir diesem vielschichtigen System gerecht werden wollen, benötigen wir im Umfeld von Athletinnen und Athleten Expertise, die es ermöglicht, über das jeweilige Fachgebiet hinaus, alle Ebenen im Blick zu behalten. Das erfordert in vielen Fällen konstruktive Teamarbeit, und die Entwicklung der vergangenen Jahre belegt, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit zwischen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Physiotherapie, Medizin und Psychologie sein kann.

Gerade bei der Entstehung von Verletzungen und im Umgang mit ihnen zeigt sich, wie vielfältig die Wechselwirkung zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren sein kann. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe möchten wir einen Überblick über relevante psychosoziale Faktoren geben. Prof. Jens Kleinert (Sporthochschule Köln) und Jan Spielmann (1899 Hoffenheim) stellen praxisnahe Modelle und Ansätze vor, die in die physiotherapeutische Arbeit einfließen können. Abschließend berichtet im Interview der langjährige Physiotherapeut der deutschen Fußballnationalmannschaft der Männer, Wolfgang Bunz, über seine ganz konkreten Erfahrungen mit den psychologischen Herausforderungen im Verletzungskontext.

Wir möchten die Leserinnen und Leser sensibilisieren und motivieren, in ihrer Arbeit mit Sportlerinnen und Sportlern bewusst eine bio-psycho-soziale Perspektive einzunehmen und in ihrem Bereich ein Umfeld zu schaffen, das ganzheitliches Denken und Arbeiten ermöglicht.

Hans-Dieter Hermann, Jan Mayer und Thorsten Leber