Der Nuklearmediziner 2020; 43(03): 230-243
DOI: 10.1055/a-1128-8892
CME-Fortbildung

Konventionelle nuklearmedizinische Bildgebung bei Hyperparathyreoidismus

Simone Schenke
,
Michael Zimny
,
Michael C. Kreißl
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Abstract

For the assessment of hyperparathyroidism besides cervical ultrasound, 99 mTc-Sestamibi (MIBI) imaging is being used on a routine basis in nuclear medicine practice. MIBI is a positively charged complex, which is bound in mitochondria rich parathyroidal tissue and shows a reduced washout as compared to normal thyroid tissue. This characteristic is used during dual-phase imaging by acquiring early and late images.

In order to better localize adenomas, especially if they are ectopic, it is helpful to combine planar imaging with cross-sectional (-hybrid) imaging using SPECT or SPECT/CT. With this approach, in combination with ultrasound the sensitivity for adenomas is known to be over 80 % up to 100 %. For multiglandular involvement or hyperplasia, a significantly lower detection rate is known, which, however, can be improved by a combination of planar and tomografic imaging. To what extend medication can influence the results of MIBI imaging is not well known. Glucocorticoids and calcium channel antagonist might have a negative influence on the uptake of MIBI. Another potential influencing factor could be the presence of P-glykoprotein in some adenomas, leading to a faster efflux of MIBI out of the adenoma cells and consecutively a lower detection rate.

Beim primären Hyperparathyreoidismus liegt in der Regel ursächlich ein solitäres Nebenschilddrüsenadenom vor. Die präoperative Lokalisationsdiagnostik ist hilfreich bei der Auswahl des geeigneten Operationsverfahrens. Für die konventionelle nuklearmedizinische Diagnostik einer Nebenschilddrüsenüberfunktion wird neben der Sonografie der Halsweichteile standardmäßig die Bildgebung mit 99 mTc-Sestamibi (MIBI) eingesetzt.

Fazit

Take Home Message

Die Bildgebung mit MIBI bei Hyperparathyreoidismus erfolgt mit planaren Aufnahmen in Zweiphasentechnik (Früh- und Spätphase) oder der Dual-Tracer-Methode. Eine zusätzliche Kombination mit moderner Schnittbildgebung wie die SPECT oder SPECT/CT kann die Detektionsrate merklich verbessern, insbesondere, wenn Drüsengewebe in ektoper Lokalisation vorliegt.

Die Detektionsrate wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:

  • Vorliegen einer Mehrdrüsenerkrankung,

  • durch einen verminderten Gehalt an Mitochondrien im Nebenschilddrüsengewebe,

  • eine geringe PTH-Sekretion.

  • eine geringe Größe der Nebenschilddrüsenadenome sowie

  • bestimmte Medikamentengruppen.

Kernaussagen
  • Beim primären Hyperparathyreoidismus liegt in der Regel ursächlich ein solitäres Nebenschilddrüsenadenom vor, während es beim sekundären Hyperparathyreoidismus kompensatorisch zu einer Nebenschilddrüsenhyperplasie kommt.

  • Es finden sich beim Menschen am häufigsten 4 Nebenschilddrüsen jeweils paarig kranial und kaudal an der Rückseite der Schilddrüse; die Größe, Anzahl und Lage können jedoch sehr variieren.

  • Die präoperative Lokalisationsdiagnostik beim Hyperparathyreoidismus ist hilfreich bei der Auswahl des geeigneten Operationsverfahrens.

  • Die Sensitivität der alleinigen Halssonografie zur Lokalisationsdiagnostik beim Hyperparathyreoidismus liegt bei ca. 76 %.

  • Der Washout von 99mTc-MIBI aus Nebenschilddrüsenadenomen oder hyperplastischem Nebenschilddrüsengewebe ist langsamer als aus gesundem Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsengewebe.

  • Standardmäßig erfolgen planare Aufnahme des Halses/Thorax von ventral und dorsal in Zweiphasentechnik, die je nach Verfügbarkeit um SPECT- bzw. SPECT/CT-Aufnahme ergänzt werden können. Alternativ besteht auch die Möglichkeit der Bildakquisition in Subtraktionstechnik (Dual-Tracer-Methode).

  • Die kombinierte Bildgebung ermöglicht eine simultane funktionelle und anatomische Darstellung von Nebenschilddrüsengewebe, erhöht die Detektionsrate und bietet Vorteile insbesondere bei ektoper Lage von Nebenschilddrüsen.

  • Größe und zelluläre Zusammensetzung der Nebenschilddrüsen, P-Glykoprotein-Expression und die Einnahme bestimmter Medikamente wie NSAID und Kalziumkanalblocker können einen Einfluss auf die Detektionsrate haben.



Publication History

Article published online:
21 September 2020

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