Endo-Praxis 2020; 36(02): 95-100
DOI: 10.1055/a-1134-6859
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einsatz der Kapnografie in der Endoskopie

Stefan Raupach
Gastroenterologie, Kliniken Köln
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Publication Date:
08 May 2020 (online)

Zusammenfassung

Vor allem die Aussicht auf zusätzliche Sicherheit für den Patienten war es, die das Schreiben dieser Arbeit so spannend gemacht hat. Sicherheit ist ein Gefühl, das sich auf alle Beteiligten während einer Untersuchung überträgt und so maßgeblich zu ihrem Erfolg beiträgt. Damit vergleichbar sind alle Untersuchungen, die in Begleitung der Anästhesie stattfinden. Durch das Wissen, dass der Patient in sicheren Händen ist, fällt ein Teil der Anspannung weg, die durch eine unzureichende oder unruhige Sedierung entstehen kann. Ohne die zusätzliche Belastung kann man sich voll und ganz auf die eigentliche Untersuchung konzentrieren. Dieses Gefühl hat die Kapnografie nach einiger Zeit bei mir ausgelöst. Im Vorfeld muss aber jede Pflegekraft verstehen, die Sedierungsfortführung übernimmt, was die Atmung des Patienten ausmacht und welchen Einfluss Kohlendioxid und Sauerstoff im Körper haben. Kohlendioxid ist sowohl die treibende Kraft hinter der Atmung als auch ein für den Körper giftiger Stoff, der zum Tode führen kann, wenn er sich in zu hohen Mengen in ihm anreichert. Dies geschieht aber nur, wenn die Atmung gestört wird. Die Verabreichung zu hoher Propofoldosierung, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, um die Atmung negativ zu beeinträchtigen. Das Monitoring spielt während der Untersuchung eine sehr große Rolle, um den Patienten sicher durch die Sedierung zu begleiten. Sich dabei alleine auf die Pulsoxymetrie zu verlassen, ist aus meiner Sicht weder ausreichend noch zeitgemäß. Zu lückenhaft erscheint mir die Pulsoxymetrie, wenn ich rückblickend auf meine Recherchen schaue. Die Kapnografie kann aus meiner Sicht diese Lücken sehr gut füllen. Die hier erwähnten Quellen und Studien sind nur ein Teil derer, die bereits belegen, welchen positiven Einfluss die Kapnografie auf die Sicherheit des Patienten hat. Auch die Kapnografie alleine für sich, wäre aus meiner Sicht keine ausreichende Überwachung. Selbst sie hat ihre Schwachpunkte, die ich selbst erleben konnte. Aber zusammen mit der Pulsoxymetrie ergänzen sie sich hervorragend. Die Widrigkeiten, die bei dem Versuch einer Implementierung auftreten können, sollten einen nicht davon abhalten, es trotzdem zu versuchen. Die an der Untersuchung beteiligten Personen sollten die Verantwortlichen animieren, in die zusätzliche Sicherheit des Patienten zu investieren. Henry Ford sagte einmal: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“ [1] Die Kapnografie muss als Mehrwert gesehen werden, nicht als zusätzliche Arbeitsbelastung.

Im Rahmen von Teambesprechungen können mittels eigens gestalteter Fortbildungen, die hier erwähnten Themen nähergebracht werden. Der Kontakt zu verschiedenen Firmen ist nötig, um auf dem Laufenden zu bleiben, was den aktuellen Stand der Produktentwicklung angeht. Während des Schreibens dieser Arbeit und den dazugehörigen Recherchen habe ich eine Menge interessanter Dinge dazugelernt. Viele dieser neu hinzugewonnenen Informationen, zum Beispiel über die Funktionsweise der Atmung und das chemische Zusammenspiel in unserem Körper, haben meine bisherige Arbeit als Pflegekraft bereits verändert. Ich bin kritischer und auch selbstbewusster geworden, wenn es darum geht, Kollegen und auch Ärzte über die Gefahren während der Sedierung hinzuweisen. Wissen und belegbare Argumente sind ein starkes Instrument, um sich Gehör zu verschaffen und ernst genommen zu werden. Auch wenn wir in unserer Abteilung erst einmal ohne die Kapnografie auskommen müssen, versuche ich gezielter auf die Atmung des Patienten zu achten. Nicht das alleinige Verlassen auf die Pulsoxymetrie bestimmt mein Handeln, sondern die Krankenbeobachtung bekommt wieder einen größeren Stellenwert. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kapnografie zusammen mit der Pulsoxymetrie, ein starkes Duo in puncto Patientensicherheit bildet. Der Einfluss auf die Sedierung ist spürbar. Der Umgang mit Propofol findet gezielter und sparsamer statt, bei gleichbleibender Sedierungstiefe, ohne den Patienten unnötig zu gefährden. Apnoephasen lassen sich früher erkennen und somit Schlimmeres vermeiden. Definitiv ein Mehrwert, in den es zu investieren lohnt.