Aktuelle Dermatologie 2020; 46(06): 248
DOI: 10.1055/a-1139-7038
Derma-Fokus

Mit Button und App die Adhärenz verbessern

Joergensen KM. et al.
Memory Buttons in Combination with Mobile Application-Induced Objective and Subjective Effects in Patients with Atopic Dermatitis.

Dermatol Res Pract 2020;
DOI: 10.1155/2020/8915893.
 

    20 % der Kinder und 2 – 18 % der Erwachsenen leiden unter einer Neurodermitis. Der Erfolg der Erstlinientherapie mit Feuchtigkeitscremes und topischen Kortikosteroiden hängt stark von der Anwendungstreue ab. Die prospektive Studie zeigt den Nutzen einer digitalen Unterstützung mit signifikanten Auswirkungen auf den subjektiven und objektiven Krankheitsverlauf.


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    99 Patienten wurden online rekrutiert und nahmen an einer ersten klinischen Visite teil. Die Erkrankten füllten Fragebögen zur subjektiven (DLQI/POEM) und objektiven (SCORAD/EASI) Krankheitsschwere aus. Das Durchschnittalter betrug 31 – 35 Jahre. Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer waren Frauen. Die Randomisierung erfolgte in 3 Gruppen. Gruppe 1 erhielt keine Intervention (Kontrollen). In Gruppe 2 bekamen die Patienten einen CE-zertifizierten Memory-Button, der über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden war. Bei Gruppe 3 wurde zusätzlich eine App für die automatische und manuelle Registrierung von Anwendungen der Medikation installiert. In Gruppe 3 waren mehr Patienten mit einer höheren Schulbildung als in den Gruppen 1 und 2. Nach 28 ± 3 Tagen erfolgte eine Wiederholung der Tests.

    Von 83 Erkrankten lagen vollständige Datensätze für die Auswertung vor. Der Schweregrad der Neurodermitis nahm objektiv und subjektiv in allen Gruppen ab. Patienten mit Memory-Button und App profitierten signifikant in:

    • POEM,

    • EASI und

    • SCORAD.

    Die objektive Krankheitsschwere unterschied sich im EASI auch zwischen Gruppe 2 und 3 signifikant. Dies belegte den Zusatznutzen der App. Die Vergleiche des DLQI ergaben keine wesentlichen Gruppenunterschiede.

    Nach dem psychologischen Modell gesundheitlicher Überzeugungen wird die empfundene Krankheitsschwere durch die empfundene Bedrohung mediiert. Dies beeinflusst indirekt das gesundheitsassoziierte Verhalten. Die Einbeziehung der Patienten in den Behandlungsprozess mit Button und App hatte nach Meinung der Autoren positive Auswirkungen:

    • Wissenszuwachs, Steigerung der Selbst-Effektivität und wahrscheinlichere Verhaltensänderung,

    • die subjektive Entlastung verweise auf die subjektive Befürchtung einer Verschlechterung und

    • eine aktivere Teilhabe am Behandlungskonzept.

    Fazit

    Button und App steigerten die Therapieadhärenz und reduzierten die empfundene und objektivierte Krankheitsschwere. Die Verhaltensänderung der Patienten werde durch „a cue to action“, also durch das digitale Startsignal, angestoßen. Digitale Lösungen könnten einen Platz in der klinischen Praxis haben und die Therapietreue verbessern, so die Autoren.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York