Tab. 1 Hinweise zur Indikationsstellung Physiotherapie bei
COVID-19 [3]
[4]
[5].
Therapiemethode
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COVID-19 (Verdacht oder gesichert)
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Indikation und Therapieinhalte
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Atemtherapie (AT)
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Milder Verlauf
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Anleitung zur Eigenübung
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Pneumonie, Patient mobil auf Zimmerebene
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Anleitung zur Eigenübung
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Milder Verlauf und/oder Pneumonie
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Atemtherapie Sekretmanagement Anleitung zur
Eigenübung
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Schwere Pneumonie
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AT, mehrfach täglich
Passives
Atemtraining * Dehnlagerung * Drainagelagerung * Bauchlagerung * 130°
Lagerung Sekretmobilisation, Distale
Atemreize Passive Atemreize Thermische
Reize Hustentraining mit aktiven Hustenübungen,
Lippenbremse Reflektorische Atemtherapie Wenn möglich
Sitz an der Bettkante, Füße mit Bodenkontakt
oder Herzbett
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Frühmobilisation, Frührehabilitation
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Risikopatienten für relevante
Funktionsstörungen
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Komplexbehandlung
z. B.:
Prophylaxen Therapeutisch-funktionelle
Lagerung Aktives Atemtraining im
Sitz Neurophysiologische KG Anbahnung
Transfers/
Vertikalisierung RL>SL>Stand>Gang Submax.
Isometrie Koordinations-/GGW-Training ADL,
Physikalische Therapie
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Insbesondere die Rasanz der Entwicklung und die fehlende Erfahrung
diesbezüglich führen zu Unsicherheiten. Daher war es ein Anliegen,
möglichst schnell eine Handlungsempfehlung zur Physiotherapie
zunächst im stationären Bereich zu erstellen. Im Ambulanten Sektor
spielen aktuell eher Hygieneaspekte im Rahmen der Therapie eine Rolle. Hier sind die
Verbände bereits aktiv und erarbeiten ihrerseits unterstützendendes
Material [1]. Um eine erste Hilfestellung
für den Bereich der stationären Versorgung möglich zu
machen, stellt die Arbeitsgruppe der Charité ihr erstes Arbeitspapier gern
zur Verfügung. Wir werden mit Erfahrung und später auch Daten
diesbezüglich fortlaufend berichten.
Zusammenfassung
Von besonderer Bedeutung für die physiotherapeutische Behandlung von
COVID-19-Patienten sind:
-
Prophylaxe und Behandlung der Dekonditionierung durch Immobilität
(z. B. „ICU-acquired weakness“) durch
Krankengymnastik, Aktivierung und physikalisch-rehabilitative Therapien
-
Interprofessionelle Unterstützung der Lagerung, insbes.
Bauchlagerung beatmeter Patienten
-
Bei unklarer Indikation physiotherapeutischer Maßnahmen sollte der
ärztliche Konsildienst der Physikalischen Medizin involviert
werden
-
Frühmobilisation und Frührehabilitation
-
Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA): hohe
Wichtigkeit, siehe Anleitungen und Hinweise des RKI [2], Teilnahme an Schulung
Evidenz
Evidenz zur Physiotherapie bei COVID-19 besteht derzeit nur auf niedrigem Level,
daher sind fallbezogene Therapieentscheidungen notwendig. Diese Hinweise sind daher
vorläufig und werden fortlaufend angepasst. Thomas et al. bieten ein laufend
überarbeitetes Clinical Best Practice zu Ressourcenallokation von
Physiotherapie in Krankenhäusern und zur Indikationsstellung von
Atemtherapie an [3]. Diese Empfehlungen sind
z. T. Grundlage der nachfolgenden Hinweise zur Indikationsstellung.
Hinweise zur Indikationsstellung für Physiotherapie bei COVID-19
Hinweise zur Indikationsstellung für Physiotherapie bei COVID-19
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Zur Minimierung von unnötigen Expositionen und zur Vermeidung
unnötigen Ressourcenverbrauches sollte die Indikation für
Physiotherapie überlegt gestellt werden.
-
Atemtherapie kann indiziert sein z. B. bei exsudativem Husten, bei
Hypersekretion oder eingeschränkter Sekretclearance, bei
abgeschwächter Atemmuskulatur, bildmorphologischen Korrelaten
für Sekretverhalt, allgemeiner Schwäche.
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Atemtherapeutisches Sekretmanagement ist nicht indiziert bei mildem Verlauf
oder Pneumonie mit trockenem Husten
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Atemtherapie sollte ohne Hilfsmittel wie Triflow, Flutter usw. erfolgen
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Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Bei atemtherapeutischen
Maßnahmen werden ggf. Aerosole generiert. Die PSA ist entsprechend
anzupassen. Wenn möglich, und Patient nicht beatmet, sollte
zusätzlich zur PSA der Physiotherapeuten auch der Patient, bei guter
Toleranz, einen Mund-Nase-Schutz tragen.
Therapeutisch-funktionelle Lagerung
Therapeutisch-funktionelle Lagerung
Interprofessionelle Zusammenarbeit bei der Lagerung, insbesondere bei Bauchlagerung
[4]
[5].
Voraussetzung: Teilnahme an interner Schulung.
Frühmobilisation und Frührehabilitation
Frühmobilisation und Frührehabilitation
Prophylaxe und Behandlung der Dekonditionierung durch Immobilität
(z. B. „ICU-AW“) und bei Frailty sowie
Multimorbidität durch Krankengymnastik, Mobilisation und
physikalisch-rehabilitative Therapien.