Z Orthop Unfall 2021; 159(04): 438-446
DOI: 10.1055/a-1149-9588
Original Article/Originalarbeit

Dresdener Netzwerk Osteoporose

Effekt der Netzwerkbildung auf Diagnostik und Therapie der Osteoporose Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Tim Fülling
1   Department of Trauma, Reconstructive and Hand Surgery, Dresden Municipal Hospital
,
Philipp Bula
2   Department of Trauma and Reconstructive Surgery, Orthopaedic, Plastic, Aesthetic and Hand Surgery, Gutersloh Municipal Hospital
,
Alexander Defèr
3   General Medicine, Private Practice, Dresden
,
Felix Alois Bonnaire
4   Department of Trauma, Reconstructive and Hand Surgery, Dresden Municipal Hospital
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Zusammenfassung

Hintergrund Global gesehen liegt der traumatologische Arbeitsschwerpunkt auf der Versorgung von Verunglückten oder Opfern von Gewalteinwirkung. Betroffen sind alle Altersgruppen und alle sozialen Schichten. In den westlichen Industrieländern verschiebt sich dieser Schwerpunkt infolge des demografischen Wandels zunehmend in Richtung der Fragilitätsfrakturen. Das Krankheitsbild der Osteoporose stellt in Europa die häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter dar. Sekundäre Präventionsprogramme wie der Fracture Liaison Service (FLS) werden zunehmend relevanter, insbesondere in angloamerikanischen Gesundheitssystemen. Auf deutschen orthopädischen und unfallchirurgischen Stationen sind FLS jedoch nur selten etabliert. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob sekundäre Präventionsprogramme wie der FLS im deutschen Gesundheitssystem überhaupt benötigt werden. Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, ob es einen Unterschied in der Einleitung der Osteoporosediagnostik und Osteoporosetherapie zwischen der regulären Nachbehandlung durch den Hausarzt bzw. den Chirurgen im Vergleich zur Nachbehandlung durch den ambulant tätigen osteologisch geschulten Arzt im Raum einer mittleren deutschen Großstadt gibt.

Material und Methoden Für diese offene, randomisierte und prospektive Studie wurden 70 Patienten mit osteoporoseassoziierten Frakturen rekrutiert, die älter als 60 Jahre sind und in unserer Klinik behandelt wurden.

Ergebnisse 58 der 70 Patienten haben die Studie vollständig absolviert, was einem Follow-up von 82,9% entspricht. Eingeschränkte Mobilität und zu hoher organisatorischer Aufwand waren die häufigsten Gründe für den Studienabbruch. Während in der regulären Nachbehandlung nur 2 von 29 Patienten eine spezifische Osteoporosetherapie erhalten haben, so waren es in der Gruppe, die direkt an die Osteologen vermittelt wurden, 17 von 29 Patienten. In der Reevaluation der regulären Nachbehandlungsgruppe wurde bei 21 von 29 Studienteilnehmern eine spezifische Therapie durch die Osteologen empfohlen.

Schlussfolgerung Es konnte gezeigt werden, dass ein signifikanter Unterschied in der Einleitung von Diagnostik- und Therapie in der Nachbehandlung von Frakturpatienten zwischen den Osteologen und den Hausärzten bzw. den Chirurgen gibt. Durch die Bildung von sektorenübergreifenden Netzwerken mit einem geriatrisch-orthopädisch-unfallchirurgischen Hintergrund (z. B. FLS), kann eine deutliche Verbesserung der Nachsorge von Frakturpatienten im deutschen Gesundheitssystem erreicht werden, um diesen eine mögliche Folgefraktur zu ersparen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Mai 2020

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