Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2020; 18(02): 1
DOI: 10.1055/a-1150-3345
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wie viele andere chronische Erkrankungen nehmen auch Erkrankungen des Auges in den westlichen Industrienationen zu. Die altersabhängige Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für den Verlust der zentralen Sehschärfe jenseits des 50.Lebensjahres. Aufgrund der insgesamt steigenden Lebenserwartung gewinnt die Makuladegeneration zunehmend an Bedeutung. Jeder dritte Deutsche über 60 ist mittlerweile davon betroffen. Im Schnitt zeigen 20 % der 65- bis 74-Jährigen Frühformen der Erkrankung. Bei der Pathogenese spielen eine genetische Prädisposition ebenso eine Rolle wie Rauchen oder starke UV Exposition. Oxidativer Stress, Entzündungsprozesse und Störungen der Mitochondrienfunktion werden als ursächliche Mechanismen diskutiert. Aktuelle Studien zeigen, dass sich der Krankheitsverlauf der AMD durch regelmäßige Supplementierung von Lutein, Zeaxanthin, Taurin, Zink sowie Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) positiv beeinflussen und die Sehkraft sogar verbessern lässt wie wir in einem umfassenden Übersichtsbeitrag vorstellen.

Welchen Stellenwert aktuell die Omega-3-Fettsäuren in der Prävention und Therapie der Makuladegeneration haben, wird anschaulich von Dr. med. Volker Schmiedel vorgestellt. Seit einigen Jahren wird bereits die Bedeutung von Omega-3-Fettsäuren bei Makuladegeneration immer stärker diskutiert. Vor mehr als 10 Jahren wurde in einer Grundlagenstudie gezeigt, dass durch Omega-3-Fettsäuren der proinflammatorische Signalweg NF-κB beeinflusst wird. Außerdem sollen Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), die beiden wichtigen maritimen Omega-3-Fettsäuren, über die Bildung der Lipidmediatoren Resolvin und Protectin vor Makuladegeneration schützen.

Die 2-Aminosulfonsäure Taurin ist eine nicht proteinogene Aminosäure mit hohen Gewebskonzentrationen in Gehirn und Herz sowie im ZNS. Absolut gesehen befindet sich die größte Menge Taurin in der Muskulatur. Aufgrund seiner zahlreichen Funktionen im Stoffwechsel und in verschiedenen Organen sind die Symptome eines Mangels weitreichend. Die Supplementierung von Taurin ist bei zahlreichen altersbedingten Erkrankungen wie Makuladegeneration oder Hypertonie indiziert.

Aus Untersuchungen zum internationalen Spitzensport aus den Niederlanden, Kanada oder Australien ist seit Jahren bekannt, dass über 90 % der Athleten regelmäßig Mikronährstoffe supplementieren. In einer aktuellen Praxisstudie untersuchten Dr. med. Klaus Erpenbach und Kollegen die Versorgung mit Mikronährstoffen. Mit Ausnahme von Folsäure und Vitamin B12 konnte bei jugendlichen Sportlern dabei eine stets signifikant schlechtere Versorgung als bei erwachsenen Athleten beobachtet werden. Als ursächliche Faktoren werden v. a. der erhöhte Bedarf im Wachstum sowie eine kohlenhydratbetonte Ernährung der Jugendlichen diskutiert. Die durchschnittlich bessere Versorgung von A-Nationalspielern wird auf eine vom Verband gesteuerte Nährstoffsupplementierung zurückgeführt. Die Versorgung mit Vitamin D, aber auch mit Coenzym Q10 und Vitamin B1 korrelierte mit der Häufigkeit muskulärer Verletzungen, unter denen 73 % der untersuchten Spitzensportler litten. Ein Zusammenhang zwischen der Nährstoffversorgung und den Parametern Infektanfälligkeit, Müdigkeit und Schlafstörungen war dabei allerdings weniger deutlich bzw. nicht feststellbar.

Dank der tatkräftigen Hilfe unserer Autoren können wir Ihnen erneut ein spannendes Heft präsentieren, das hoffentlich ihren Geschmack trifft.

Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen & Apotheker Uwe Gröber



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Article published online:
13 July 2020

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