Notfallmedizin up2date 2021; 16(02): 151-172
DOI: 10.1055/a-1197-7615
Allgemeine und organisatorische Aspekte

Ambulante Versorgung im Rettungsdienst – Möglichkeiten und Grenzen

Tim Beckmeier
,
Michael Neupert
,
Andreas Bohn

Verglichen mit den diagnostischen Möglichkeiten des Krankenhauses oder einer Praxis ist es im Rettungsdienst immer eine Herausforderung, Patienten die Möglichkeiten einer ambulanten Versorgung zu eröffnen. Allerdings scheint es absolut angezeigt, sich dieser Herausforderung zu stellen, um einem Patientenwunsch zu entsprechen – und auch die Ressourcen des Gesundheitssystems zu schonen.

Kernaussagen
  • Es erfordert von Notärztinnen und Notärzten hohe Kompetenz, um dem regelmäßig von Patientinnen und Patienten geäußerten Wunsch nach einer ambulanten Behandlung gerecht zu werden. Bei Beurteilungsfehlern drohen hohe Risiken.

  • Bei bewusstseinsklaren, orientierten Patienten oder bei Vorliegen einer eindeutigen Patientenverfügung kann jedoch regelmäßig ein Weg gefunden werden, dem Wunsch des Patienten gerecht zu werden, eine Klinikeinweisung zu vermeiden. Grundlage sind immer eine umfassende Anamnese und Untersuchung.

  • Dieser Artikel nennt – bewusst beispielhaft – typische, im Rettungsdienst häufig auftretende Situationen, in denen sich die Frage nach einem Transportverzicht stellt.

  • In jedem Fall ist ein Konsens zwischen Arzt und Patient anzustreben. Liegt ein Dissens vor und lehnt der Patient gegen ärztlichen Rat Versorgung und/oder Transport ab, dann kommt der Dokumentation im Sinne einer Sicherungsaufklärung eine hohe Bedeutung zu.

  • Die komplexe rechtliche Situation sollte Notärztinnen und Notärzte nicht davon abhalten, einen Patienten in der häuslichen Umgebung zu belassen, sofern dies gewünscht und medizinisch vertretbar ist.



Publication History

Article published online:
07 June 2021

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