Aktuelle Kardiologie 2020; 9(06): 521-527
DOI: 10.1055/a-1283-5661
Kurzübersicht

Rhythmusstörungen in der Schwangerschaft

Arrhythmias during Pregnancy
Lars Eckardt
1   Klinik für Kardiologie II – Rhythmologie, Universitätsklinikum Münster, Deutschland
,
Ralf Schmitz
2   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Münster, Deutschland
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Zusammenfassung

Symptomatische Rhythmusstörungen treten während einer Schwangerschaft selten auf und sind überwiegend gutartig. Sie stellen dennoch eine besondere klinische Herausforderung dar, wobei sich diagnostische und therapeutische Möglichkeiten in Zusammenhang mit gleichzeitig älterem Durchschnittsalter bei Schwangerschaften in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben. In der Regel ist eine Schwangerschaft trotz Auftreten von Rhythmusstörungen sicher und ohne Folgen für das Kind. Vorbekannte oder vorhandene Herzerkrankungen können das Auftreten von Rhythmusstörungen begünstigen. Es sollte immer eine weiterführende kardiologische Diagnostik (u. a. EKG und Echokardiografie) erfolgen. Die Indikation zur Therapie sollte in enger Absprache zwischen Geburtsmediziner und Kardiologen/Rhythmologen erfolgen und dabei Symptomatik, Hämodynamik und Prognose berücksichtigen. Bei fehlenden größeren Studien zu Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Antiarrhythmika sollten diese nur sehr zurückhaltend, unter strenger Indikation und am ehesten unter Umgehung des 1. Trimenons verabreicht werden. Insbesondere bei komplexen und prognostisch relevanten Rhythmusstörungen sollten immer Kardiologen mit besonderer rhythmologischer Erfahrung hinzugezogen werden.

Abstract

Symptomatic arrhythmias rarely occur during pregnancy and are predominantly benign. They may represent a clinical challenge, although diagnostic and therapeutic options in connection with simultaneously older average age in pregnancies have improved significantly in recent years. Previous or existing heart diseases increase the occurrence of arrrhythmias. In general, in most cases pregnancy is safe and without consequences for the child. Further cardiological diagnostics (including ECG and echocardiography) should always be performed. The indication for therapy should be determined in close cooperation between the obstetrician and cardiologist considering symptoms, haemodynamics and prognosis. In the absence of larger studies on the efficacy and side effects of antiarrhythmic drugs, these should be administered only very cautiously, under strict indication and whenever possible by avoiding the first trimester. Cardiologists with special rhythmological experience should always be consulted, especially in the case of complex and relevant rhythm disturbances.

Was ist wichtig?
  • Rhythmusstörungen treten während einer Schwangerschaft selten auf und sind überwiegend gutartig.

  • Vor allem durch Zunahme des Lebensalters der Schwangerschaften in Deutschland ist mittel- bis langfristig allerdings mit einer Zunahme (vor allem von Vorhofflimmern) zu rechnen.

  • Falls Rhythmusstörungen vor einer (geplanten) Schwangerschaft bekannt sind, bietet sich häufig eine Katheterablation als kurative Therapie vor der Schwangerschaft an.

  • Auch wenn meist weder Mutter noch Kind gefährdet sind, sollte eine enge Abstimmung zwischen Geburtsmediziner(in) und Kardiologe(in) erfolgen.

  • Besonders im 1. Trimenon sollte möglichst auf eine medikamentöse antiarrhythmische Therapie verzichtet werden.

  • Bei Rhythmusstörungen auf dem Boden einer genetischen Herzerkrankung wie Ionenkanalerkrankungen sollte bereits vor einer Schwangerschaft eine individuelle Beratung erfolgen.

  • Bei sehr seltenen komplexen oder lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen während einer Schwangerschaft sollte ebenfalls immer eine individuelle Beratung durch Kliniker mit besonderer Expertise erfolgen.



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Article published online:
08 December 2020

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