Spinner CD.
et al.
Effect of Remdesivir vs Standard Care on Clinical Status at 11 Days in Patients With
Moderate COVID-19.
JAMA 2020;
324: 1048-1057
DOI:
10.1001/jama.2020.16349
Remdesivir hemmt die RNA-Polymerase und somit die RNA-Synthese, Replikation und Virusvermehrung.
Das antivirale Wirkungsspektrum ist breit und schließt RSV-, Ebola- und Coronaviren
ein. An der Studie nahmen 105 Kliniken in den USA, Europa und Asien teil. Sie war
beschränkt auf stationäre Patienten mit einer moderaten Lungeninfiltration und einer
Sauerstoffsättigung > 94 % bei Raumluft. Zu den Ausschlusskriterien gehörten vorbestehende
Nieren- und Leberinsuffizienzen. Die Randomisierung erfolgte in 3 Gruppen mit Remdesivir
(5 Tage), Remdesivir (6 – 10 Tage) und der Standardversorgung. Die Ärzte füllten täglich
eine Ordinalskala zum klinischen Status aus:
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Tod
-
stationär, maschinelle Beatmung/ECMO
-
stationär, nichtinvasive Beatmung
-
stationär, Low-flow-Sauerstoff
-
stationäre Versorgung ohne Sauerstoffinsufflation
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stationär, Standard und Sauerstoff nicht erforderlich
-
nicht stationär
Primärer Endpunkt war die Verbesserung an Tag 11, also ein stärkerer Punkteanstieg
im Vergleich zum Standard. Weitere Endpunkte waren unerwünschte Wirkungen und die
Ergebnisse während der Behandlung (präspezifiziert u. a. Zeit bis zur Erholung, Ausmaß
der Besserung in welcher Zeit, Zeit bis zur Sauerstoffentwöhnung, Zeit bis zur Entlassung).
Insgesamt 584 Patienten > 12 Jahre erhielten 5 Tage Remdesivir (n = 191), den 10-Tage-Kurs
(n = 193) oder den Standard (n = 200). Die Gruppen waren ausgeglichen hinsichtlich
u. a. der ethnischen und Altersverteilung, des BMI, der weiteren Medikation, der klinischen
Ausgangslage und der Komorbidität. 56 % hatten kardiovaskuläre Erkrankungen, 42 %
eine arterielle Hypertonie, 40 % Diabetes und 14 % Asthma. An Tag 1 erhielten 16 %
(5 Tage Remdesivir), 12 % (10 Tage Remdesivir) und 19 % (Standard) wegen einer klinischen
Verschlechterung Sauerstoff. Das mittlere Intervall von ersten Symptomen bis zu Tag
1 der Studie betrug 8 – 9 Tage.
Von 91 % der Erkrankten lagen komplette Datensätze für 28 Tage Beobachtungszeit vor.
Verglichen mit dem Standard, bestand für die 5-Tage-Gruppe eine signifikant höhere
Wahrscheinlichkeit für eine klinische Verbesserung an Tag 11.
-
OR 1,65 (95 %-KI 1,09–2,48; p = 0,02).
Patienten der 10-Tage-Gruppe profitierten nicht von Remdesivir (p = 0,18). Die präspezifizierten
explorativen Endpunkte unterschieden sich für die Gruppen nicht signifikant. Dies
galt auch für die Dauer der externen Sauerstoffzufuhr und die Dauer des stationären
Aufenthalts.
Etwa jeder zweite Patient hatte unerwünschte Wirkungen. Die Nebenwirkungsrate unterschied
sich nur beim Standard und der 10-Tage-Gruppe signifikant. Remdesivir verursachte
häufiger Übelkeit, Hypokaliämie und Kopfschmerzen. Schwere Nebenwirkungen kamen beim
Standard am häufigsten vor (9 % vs. 5 % vs. 5 %).
Fünf Tage Remdesivir waren mit einem besseren klinischen Gesamtergebnis an Tag 11
assoziiert. Bei den einzelnen Kriterien kürzte Remdesivir die Behandlung nicht signifikant
ab und besserte die klinische Lage nicht signifikant. Wegen der geringen Effektgröße
sind sich die Autoren nicht sicher, wie bedeutsam Remdesivir tatsächlich für die Verläufe
war. Die 28-Tage-Mortalität betrug 1 % (5 Tage Remdesivir), 2 % (10 Tage Remdesivir)
und 2 % (Standard).
Dr. med. Susanne Krome, Melle