Einleitung
Zwanzig-Nagel-Dystrophie (ZND) der Kindheit ist eine seltene, gutartige und i. d. R.
erworbene Erkrankung, bei der alle 20 Nägel betroffen sind. Die Erkrankung kann sich
sowohl idiopathisch als auch in Assoziation mit einer Vielzahl von dermatologischen
und nicht dermatologischen Erkrankungen entwickeln. Daher sind eine ausführliche Anamnese
und eine gründliche klinische Untersuchung des gesamten Integuments von wesentlicher
Bedeutung. Die idiopathische ZND der Kindheit hat i. d. R. eine günstige Prognose
und ist selbstlimitierend. Die Beratung und Beruhigung des Kindes und der Eltern sind
daher vernünftige Behandlungsmöglichkeiten für diese Krankheit.
Fallbericht
Ein 7-jähriger kaukasischer Junge wurde an unsere Abteilung für Dermatologie überwiesen,
mit einer 1-jährigen Geschichte von Nagelveränderungen an allen Nägeln. Vorherige
antimykotische Nagellacke hätten keine Befundbesserung erbracht. Der Junge war ansonsten
gesund. Insbesondere gab es keine Eigen- und Familienanamnese von Haut- oder Nagelkrankheiten.
Bei der klinischen Untersuchung waren alle 20 Nägel betroffen. Sie zeigten sich dystrophisch
und wiesen eine deutliche Trachyonychie mit gelblicher Verfärbung sowie partielle
Anonychien auf ([Abb. 1 a, b]). Das übrige Hautorgan war unauffällig, ohne Hinweis für eine chronisch entzündliche
Dermatose. Zum Ausschluss einer Onychomykose erfolgte eine mykologische Untersuchung
der Nägel. Hierbei konnte eine mykotische Ätiologie der Nagelerkrankung ausgeschlossen
werden. Auf eine Nagelbiopsie wurde aufgrund des jungen Alters des Patienten verzichtet.
Differenzialdiagnostisch wurde das Gelbnagelsyndrom aufgrund der Farbe der Nägel in
Betracht gezogen. Wir konnten diese Diagnose jedoch nicht bestätigen, da wir kein
Anzeichen eines Lymphödems oder Probleme der oberen Atemwege fanden. Die Diagnose
einer idiopathischen Zwanzig-Nagel-Dystrophie der Kindheit wurde gestellt. Die idiopathische
ZND der Kindheit hat i. d. R. eine gute Prognose und ist selbstlimitiert. Es erfolgte
daher die Beruhigung und Beratung der Eltern des Jungen, zudem empfahlen wir die Anwendung
eines pflegenden Nagellackes zur Rehydrierung und Remineralisierung der Nagelplatten.
Abb. 1 a, b Alle 20 Nägel sind betroffen. Sie zeigen sich dystrophisch und weisen eine deutliche
Trachyonychie mit gelblicher Verfärbung sowie partielle Anonychie auf.
Diskussion
Zwanzig-Nagel-Dystrophie (ZND) wurde erstmals von Hazelrigg et al. beschrieben [1]. Es ist eine seltene, gutartige, erworbene Erkrankung, an der alle 20 Nägel beteiligt
sind, die dystrophische Veränderungen aufweisen. ZND kann bei Patienten jedes Alters
auftreten, obwohl Kinder tendenziell häufiger betroffen sind [2]. Histopathologische Untersuchungen zeigten, dass es sich um eine Entzündung der
Matrix der Nägel handelt, und es wurde angenommen, dass das Ausmaß der Entzündung
in der Nagelmatrix mit der großen Breite der klinischen Manifestation korreliert.
Die Ätiologie dieser Erkrankung wurde jedoch bislang kontrovers diskutiert [3].
Obwohl ZND der Kindheit häufig idiopathisch ist, wurde in der Literatur über Assoziationen
mit anderen Hauterkrankungen wie Ekzemen, Psoriasis, Lichen planus, Vitiligo, Alopecia
areata, Alopecia universalis, Ichthyosis vulgaris, selektivem IgA-Mangel und Incontinentia
pigmenti berichtet [4]
[5]. Darüber hinaus haben einige Fallberichte eine genetische Disposition der erworbenen
ZND sowie eine kongenitale Form der Erkrankung gefunden [6]. Eine gründliche Anamnese sowie eine ausführliche dermatologische Untersuchung des
gesamten Integuments sind daher erforderlich, um mögliche Assoziationen zu identifizieren.
Differenzialdiagnostisch sind erworbene Nageldystrophien, z. B. durch Traumen oder
chemische Noxen, aber auch Nageldystrophien im Rahmen von den oben genannten möglich
assoziierten Erkrankungen abzugrenzen. In unserem Fall war bei dem Kind keine Eigen-
oder Familienanamnese von Haut- oder Nagelkrankheiten bekannt, und es war auch ansonsten
gesund.
Die idiopathische ZND der Kindheit hat eine günstige Prognose und ist selbstlimitiert,
obwohl die Erkrankung bis zu 10 Jahren andauern kann [7]. Trotz einer Beratung besteht bei einigen Patienten aufgrund der Einschränkung der
Lebensqualität ein Behandlungswunsch. Diesbezüglich wurden für die idiopathische ZND
sowohl topische als auch systemische Therapien vorgeschlagen, wie z. B. intraläsionale
Injektion von Triamcinolon in die proximale Nagelfalte, Calcipotriol plus Bethamethasondipropionat-Salbe
1-mal täglich für 6 Monate an den proximalen Nagelfalz sowie systemische Gabe von
Kortikosteroiden und Ciclosporin (2,5–3 mg/kg/Tag) [8].