Klinische Neurophysiologie 2021; 52(02): 120
DOI: 10.1055/a-1395-1182
Nachruf

Nachruf der DGKN auf Wolfgang Müllges

Hans-Christian Hansen
Neumünster und Frank Erbguth, Nürnberg
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Frank Erbguth
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von Hans-Christian Hansen, Neumünster und Frank Erbguth, Nürnberg

Wir trauern um unseren engen Freund und Kollegen, Professor Dr. Wolfgang Müllges, der völlig unerwartet am 7.2.21 verstarb. Er hinterlässt seine Ehefrau Ruth und Tochter Lara.

Wolfgang Müllges prägte über 30 Jahre -zuletzt als Leitender Oberarzt -die Neurologische Universitätsklinik Würzburg und war dort als pragmatischer Intensivmediziner, als filigran analysierender Neurologe und als engagierter "Ultraschaller" nicht wegzudenken. Uns Kollegen überzeugte er in Vorträgen und Kommissionsarbeitsgruppen immer mit präziser Sachkenntnis und großer Leidenschaft für Neues und für Veränderungsbedarf, mal mit Gelassenheit und seinem Werben für das Bewahrenswerte.

Eigentlich gab es keine Intensivmedizin- oder Neurologiekongresse auf denen man ihn nicht antraf. Seine vielen spannenden Vorträge drehten sich immer um die bestmögliche Diagnostik und Behandlung unserer neurologischen Patienten und anderer schwer Erkrankter mit Enzephalopathien und Störungen des neuromuskulären Systems. Geübt und kundig auf interdisziplinärem Terrain, war er auch in Würzburg stets an der „medizinischen Front“ zu finden: kompetent, freundlich, stets authentisch und hilfsbereit. Vermissen werden wir auch seine typischen bunten Krawatten im künstlerischen Design aus heimischer Herstellung mit der auffälligen „Retro-Farbgebung“.

Geboren 1958 in Neuwied (Rheinland-Pfalz), studierte Wolfgang Müllges an der Aachener RWTH und promovierte dort 1986. Nach seiner ersten Assistenzarztstelle in der Psychiatriezeit in Gangelt mit Helmut Buchner begeisterte ihn die damals junge und aufstrebende Aachener Neuro-Intensivmedizin und interventionelle Neuroradiologie mit den Oberärzten Werner Hacke und Hermann Zeumer. Gut gewappnet wurde er 1991 nach Würzburg berufen, wo er über 30 Jahre die Intensivstation der Neurologischen Univ.-Klinik bis zuletzt leitete. Myasthenie und neuromuskuläre Erkrankungen wurden weitere wichtige Schwerpunkte seines klinischen und wissenschaftlichen Engagements. Er befasste sich intensiv mit den diagnostischen Anwendungen des Ultraschalls in der Neurologie und engagierte sich als DEGUM-Ausbilder. Auf dem Boden seiner internistischen und psychopathologischen Kompetenzen erwarb er 2002 seine Habilitation im Fach Neurologie mit einer wissenschaftlichen Arbeit über „Mikroembolien und Hirnschädigung/Wesensänderung in der Koronarchirurgie“. Bis zuletzt kümmerte sich Wolfgang Müllges um das Management des Delirs und brachte unermüdlich seine Expertise in den unterschiedlichsten Gremien und Kommissionen ein, in der DGKN z. B. in der Hirntodkommission. Bis zu seinem Tode leistete er hocheffiziente Vorstandsarbeit in der DGNI als Schatzmeister.

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Wolfgang Müllges, ein Urgestein der deutschen Neurologischen Akut- und Intensivmedizin, begeisterte und unterstützte unzählige dankbare junge Neurologinnen und Neurologen und schätzte eine enge Verzahnung mit den Mitarbeitern der Pflege. Wichtig war ihm die Balance zwischen dem intensivmedizinischen Kampf um jedes Leben und der Sorge vor unangemessener Übertherapie. „Wir sind keine unreflektierten Apparate-Mediziner“ sagte er als Kongresspräsident auf der ANIM 2018 in Würzburg. Wir werden ein ehrendes Gedenken an ihn bewahren.



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Article published online:
27 May 2021

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