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DOI: 10.1055/a-1420-0408
Internationale Studienergebnisse

Ein Ort der Begegnung für alle? – Inklusive Spielplätze


Die meisten Spielplätze sind lediglich auf die Bedürfnisse körperlich und kognitiv gesunder Kinder ausgerichtet. Doch auch wenn Spielplätze hindernisfrei gebaut sind und damit einen inklusiven Ansatz verfolgen, bestehen Barrieren. Zu diesem Ergebnis kam ein schwedisch-schweizerisches Forschungsteam um Ines Wenger vom Department of Health Services an der Lulea University of Technology in Schweden und der School of Health Professions der Zurich University of Applied Sciences in Winterthur, Schweiz.
Das Team analysierte die Spielerfahrungen und das Spielverhalten von Kindern auf inklusiven Spielplätzen. Dazu führte es Beobachtungen auf sechs inklusiven Spielplätzen in der Schweiz durch. Zudem befragten sie im Rahmen halbstrukturierter Interviews 32 Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren nach ihren Spielerlebnissen. Von den 9 Mädchen und 23 Jungen lebte circa die Hälfte mit einer Behinderung, beispielsweise mit Autismus, Zerebralparese oder Paraplegie.
Die qualitative Inhaltsanalyse des erhobenen Interviewmaterials ergab drei Oberkategorien:
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unsichtbare Barrieren auf den Spielplätzen: Darunter wurden soziale, einstellungsbezogene und physische Hemmnisse subsummiert, die die Interaktion zwischen den Kindern negativ beeinflussen.
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Einblick in Spielaktivitäten: Die Interviews mit den Kindern halfen zu verstehen, wie diese ihr Spielen erleben, zum Beispiel die Klettermöglichkeiten auf dem Spielplatz.
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Gestaltungshinweise der Kinder: Kinder mit Beeinträchtigungen traten sowohl als Ex-pert(inn)en für ihre eigenen Bedürfnisse als auch für die anderer Kinder mit anderen Beeinträchtigungen ein, zum Beispiel bei der Wahl von Oberflächenmaterialien.
Grundlegend zeigte sich, dass selbst hindernisfrei gestaltete Spielplätze nicht automatisch inklusiv sind. Es finden darauf beispielsweise kaum Spielkontakte zwischen Kindern mit und ohne Beeinträchtigung statt. Als Ursache wird angenommen, dass sie nicht zusammen zur Schule gehen und sich daher nicht kennen. In den Interviews wurde zudem deutlich, wie gut beeinträchtigte Kinder ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und wie detailliert sie diese auch für andere Kinder formulieren können. Beispielsweise äußerte sich ein Mädchen dazu, wie die Höhe der Tische für die verschiedenen Rollstuhlmodelle angepasst werden sollte.
Bilanzierend regen die Forscherinnen an, sowohl Ergotherapeut(inn)en mit ihrem „inklusiven Blick“ als auch Kinder mit Beeinträchtigungen in den Planungsprozess inklusiver Spielplätze einzubeziehen. Für die ergotherapeutische Praxis empfehlen sie, Kinder vermehrt in ihrem räumlichen Lebensumfeld wie dem Spielplatz zu beobachten und zu therapieren.
clcz
Scand J Occup Ther 2020; 28: 136–146
Publication History
Article published online:
02 June 2021
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