Zusammenfassung
Hintergrund Es gibt Hinweise, dass Fachkräfte im Gesundheitswesen unsicher in Bezug auf die rechtlichen
Rahmenbedingungen sind, wenn sie in Kontakt mit Kindern kommen, bei denen der Verdacht
auf eine Kindeswohlgefährdung aufgekommen ist. Hieraus könnte sich ein inkonsistenter
Umgang mit derartigen Fällen ergeben, der im schlimmsten Fall zu einer weiteren Gefährdung
betroffener Kinder führt. Mit der vorliegenden Studie sollte eine empirische Grundlage
geschaffen werden, um die Kenntnis des Rechtsrahmens bei Fachkräften im Gesundheitswesen
zu untersuchen.
Methoden Es erfolgte eine Befragung in Deutschland tätiger Kinder- und Jugendmediziner, Kinderchirurgen,
Kinder- und Jugendpsychiatern sowie psychologischer und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
zur Kenntnis der Rahmenbedingungen.
Ergebnisse In allen Berufsgruppen fühlt sich eine Mehrzahl der Befragten unsicher in der Anwendung
des Rechtsrahmens im Alltag. Nur eine Minderheit kann die rechtlichen Regelungen des
Bundeskinderschutzgesetzes korrekt wiedergeben. Erfahrung mit Kinderschutzfällen verdoppelte
die Wahrscheinlichkeit, den Rechtsrahmen korrekt wiederzugeben. Der Besuch von Fortbildungen
zeigte hingegen keinen Einfluss.
Schlussfolgerung Die Kenntnisse zum rechtlichen Rahmen bei Kindswohlgefährdung sind gering. Es gilt,
insbesondere für Fachkräfte mit geringer Erfahrung in Kinderschutzfällen, die Weiterbildung
zu verbessern und niedrigschwellige Angebote zur Beratung anzubieten.
Abstract
Background There is evidence that health care professionals are uncertain about the legal framework
when suspicion of child abuse or neglect is raised. This could result in inconsistent
handling of such cases, putting children at risk in further danger. The present study
was intended to provide an empirical basis for examining the knowledge of the legal
framework among health care professionals.
Methods A survey of child and youth physicians, child surgeons, child and adolescent psychiatrists
as well as psychotherapists working in Germany was carried out to obtain information
on the general conditions.
Results In all occupational groups, a majority of respondents feel insecure about the application
of the legal framework on particular cases. Only a minority can correctly reflect
the legal regulations of the Federal Child Protection Act (“Bundeskinderschutzgesetz”).
Experience with child abuse cases doubled the odds to correctly understanding legal
frameworks. Having attended training courses showed no impact.
Conclusion There is little knowledge of the legal framework in child protection. There is a
need to improve training and provide low-threshold counselling services, especially
for professionals with little experience in child protection cases.
Schlüsselwörter
Kindesmisshandlung - Kinderschutz - Bundeskinderschutzgesetz - Jugendhilfe - Kindeswohlgefärdung
Key words
child abuse - neglect - maltreatment - child protection - child welfare