Diabetes aktuell 2021; 19(04): 150
DOI: 10.1055/a-1495-6843
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Diabetes und Knochen

Andreas Roth
1   Leipzig
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Als Paradebeispiel für den Einfluss des Diabetes auf den Knochenstoffwechsel gilt sicherlich der Charcot-Fuß mit seinen geradezu charakteristischen knöchernen Destruktionen. Dass durch einen Diabetes mellitus zudem zahlreiche Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und die Osteoporose mehr oder weniger stark beeinflusst und andere Krankheitsbilder wie die Gichtarthropathie verschleiert werden können – all dies ist Gegenstand des vorliegenden Themenheftes.

Der Artikel von Walther, Rietzsch und Panzner beschreibt die Pathophysiologie, Epidemiologie, Einteilung, Diagnostik und stadiengerechte Therapie des Charcot-Fußes. Die Arbeit gibt neben einem aktuellen Überblick über die wissenschaftliche Literatur Anleitungen, die für die Praxis von großer Bedeutung sind.

Dass sich hinter einem diabetischen Fußsyndrom auch eine tophöse Gicht mit destruierenden Gelenkveränderungen verbergen kann, welche Zusammenhänge und Schnittstellen es zwischen Diabetes und Gicht gibt und was bei der Diagnostik zu beachten ist, findet sich im Beitrag von Tausche, Rehwaldt, Guggenbichler, Christoph, Schatz, Rietzsch und Panzner. Anhand zweier klinischer Beispiele wird der Weg zur Diagnosestellung eindrucksvoll beschrieben. Wenngleich nicht besonders betont, so wird doch beim genauen Lesen die Bedeutung der interdisziplinären Bewertung für die Diagnosefindung von den Autoren klar herausgestellt.

In ihrem Artikel über rheumatische Erkrankungen bei Diabetes mellitus gehen Wellstein und Baerwald auf weitere, rheumatisch imponierende Krankheitsbilder ein, welche nicht selten durch den Diabetes mellitus beeinflusst oder durch diesen verstärkt werden bzw. dabei gehäuft auftreten. Die Autoren konnten an vielen Beispielen die Bedeutung des Diabetes mellitus als Systemerkrankung herausarbeiten, welcher neben dem Einfluss auf Homöostase und Organe auch vielseitige muskuloskelettale Erkrankungen hervorrufen kann.

Über neue Konzepte bei Osteoporose im Rahmen eines Diabetes mellitus berichten Tsourdi und Hofbauer. Sie stellen die Assoziationen zwischen Glukose- und Knochenmetabolismus dar und gehen auf die Effekte von Osteoporosemedikamenten auf den Glukosemetabolismus sowie deren klinische Effektivität bei Diabetes mellitus Typ 2 ein. Weiterhin beschreiben sie die Effekte von Antidiabetika auf den Knochenmetabolismus und die Konsequenzen für den klinischen Alltag.

Das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Diabetes mellitus und Erkrankungen mit Veränderungen des Knochens hat sich in den letzten Jahren enorm vertieft. Kenntnisse über Zusammenhänge gehen inzwischen weit über die Betrachtung des klinischen Krankheitsbildes hinaus und betreffen sowohl die Veränderungen im Stoffwechsel als auch die komplexe Reaktion des Knochens auf den Diabetes mellitus, bis hin zu medikamentösen und operativen Konsequenzen.

Das vorliegende Heft bietet Ihnen neben den theoretischen Grundlagen somit ein breit gefächertes aktuelles Angebot zur Fortbildung.

Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Andreas Roth.



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Article published online:
25 June 2021

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