Aktuelle Rheumatologie 2021; 46(05): 426
DOI: 10.1055/a-1511-8949
Für Sie notiert

Begünstigen nichtsteroidale Antiphlogistika COVID-19?

Contributor(s):
Judith Lorenz
Chandan JS. et al.
Nonsteroidal Antiinflammatory Drugs and Susceptibility to COVID-19.

Arthritis Rheumatol 2021;
73: 731-739
DOI: 10.1002/art.41593
 

Seit Beginn der gegenwärtigen SARS-CoV-2-Pandemie wird immer wieder diskutiert, ob die Einnahme nichtsteroidaler Antiphlogistika (NSAIDs) für eine Infektion mit dem Virus prädisponiert oder deren Verlauf ungünstig beeinflusst. Ein britisches Forscherteam ging dieser Frage nun im Rahmen einer retrospektiven, populationsbasierten Kohortenstudie nach.


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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler identifizierten mithilfe einer primärärztlichen Datenbank 13202 erwachsene Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Arthrose mit systemischen NSAIDs (z. B. Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac) behandelt wurden. Das Vergleichskollektiv bildeten 12457 Arthrosekranke, welche Paracetamol in Kombination mit Codein oder Dihydrocodein verschrieben bekommen hatten. Personen mit einer rheumatoiden Arthritis, einem systemischem Lupus erythematodes, einer juvenilen Arthritis, einer enteropathischen Arthritis, einer reaktiven Arthritis, einer Sklerodermie oder einer ankylosierenden Spondylarthritis schloss die Arbeitsgruppe von der Analyse aus. Gleiches galt für Personen, welche sowohl NSAIDs als auch andere Analgetika anwendeten. Den primären Studienendpunkt bildete die bestätigte oder ärztlich vermutete COVID-19-Diagnose. Ferner untersuchten die Forscherinnen und Forscher das Mortalitätsrisiko der Personen mit bestätigtem COVID-19.

Ergebnisse

Während des Studienzeitraums zwischen Ende Januar und Ende Juli 2020 betrug die Inzidenzrate der vermuteten/bestätigten COVID-19-Erkrankung im NSAID-Kollektiv 15,4 und im Vergleichskollektiv 19,9 pro 1000 Personenjahre. Mittels Propensity-Score-Matching bildete die Arbeitsgruppe 2 je 8595 Personen umfassende Studiengruppen. Das Durchschnittsalter betrug in beiden Kollektiven 68 Jahre. Die Inzidenzrate der vermuteten/bestätigten COVID-19-Erkrankung betrug in der Propensity-Score-Matching-Analyse im NSAID-Kollektiv 14,8 und im Vergleichskollektiv 17,9 prn den beiden Behandlungsgruppen fest. Gleiches galt für das bezüglich verschiedener potenzieller So 1000 Personenjahre. Weder im Gesamtkollektiv noch im Propensity-Score-Matching-Kollektiv stellte das Forscherteam wesentliche Unterschiede bezüglich des COVID-19-Risikos zwischetörvariablen adjustierte Mortalitätsrisiko. Weder das Geschlecht noch das Alter der Patientinnen und Patienten beeinflusste diese Ergebnisse.

Fazit

Mit NSAIDs behandelte, primärärztlich versorgte Arthrosekranke, so die der Autorinnen und Autoren, erkranken unabhängig von ihrem Alter und Geschlecht im Vergleich zu mit Paracetamol-haltigen Analgetika behandelten Personen vermutlich nicht häufiger an COVID-19 und haben auch kein erhöhtes Sterberisiko. Auch unter den gegenwärtigen Pandemiebedingungen spricht daher ihrer Ansicht nach – sofern keine akute Erkrankung besteht – nichts gegen den Einsatz von NSAIDs. Weitere Studien müssen allerdings folgen.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publication History

Article published online:
29 September 2021

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