Pädiatrie up2date 2023; 18(02): 145-159
DOI: 10.1055/a-1556-9238
Gastroenterologie

Akute Gastroenteritis im Kindesalter

Carsten Posovszky

In Europa erkranken Säuglinge und Kleinkinder durchschnittlich ein- bis zweimal jährlich an einer akuten infektiösen Gastroenteritis (AGE). Bei leichter und mittlerer Dehydration verhindert eine orale Rehydrationstherapie (ORT) meist eine Hospitalisierung – dennoch wurden in Deutschland 2017 fast 40000 Kinder mit AGE hospitalisiert. Dieser Beitrag zeigt das leitliniengerechte diagnostische und therapeutische Vorgehen bei AGE im Kindesalter auf.

Kernaussagen
  • Die Häufigkeit der akuten Gastroenteritis (AGE) bei Kindern < 3 Jahre liegt in Europa bei 0,5–2 Episoden pro Kind und Jahr.

  • Die meisten Fälle von AGE treten im Kleinkindesalter auf und werden durch Viren verursacht.

  • Die Diagnose AGE wird klinisch auf Basis der Anamnese gestellt und beinhaltet die körperliche Untersuchung des unbekleideten Kindes zur Abschätzung des Dehydrationsgrades.

  • Bei unkomplizierter AGE sind Blutuntersuchungen oder ein Erregernachweis nicht notwendig.

  • Bei leichter bis mittelschwerer Dehydration ist eine orale Rehydrierung in 3–4 Stunden mit hypotoner Rehydrationslösung (ORL) in den meisten Fällen erfolgreich! Die Selbstherstellung einer ORL und andere „Hausmittel“ werden für Säuglinge und Kleinkinder nicht empfohlen.

  • Die kontinuierliche nasogastrale Sondierung ist der i. v. Zufuhr vorzuziehen, wenn eine orale Gabe z. B. bei Verweigerung, Erbrechen etc. nicht möglich ist.

  • Die i. v. Rehydration erfolgt bei Scheitern der enteralen Rehydration, schwerer Dehydration, Ileussymptomatik oder Schock. Zunächst wird rasch 0,9%ige NaCl-Lösung für 2–4 Stunden verabreicht, daran wird eine i. v. Erhaltungstherapie bzw. orale Rehydration angeschlossen.

  • Gestillte Säuglinge werden zwischen den Gaben der ORL angelegt. Nicht gestillte Säuglinge und Kleinkinder erhalten nach Rehydrierung ihre altersgerechte Ernährung (gewohnte Formula, kein Verdünnen der Milch).

  • Erfolgreiche Präventionsmaßnahmen umfassen die Rotavirusimpfung, Förderung des Stillens und Einhaltung von Hygienemaßnahmen sowie Kontaktisolation bei Erkrankung.

  • Leitlinienkonforme Behandlung verkürzt die Durchfalldauer der Kinder mit AGE.



Publication History

Article published online:
07 June 2023

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