physiopraxis 2021; 19(11/12): 20-24
DOI: 10.1055/a-1560-3743
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

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Sportarten mit Überkopfbewegungen – Theraband-Training zur Steigerung der Innenrotation

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Bewegungen im Schultergelenk: Innen- und Außenrotationsbewegungen erfolgen um die Längsachse (Schaftachse) des Humerus. Bei gleichzeitig gebeugtem Ellenbogen kann der Unterarm als Zeiger benutzt werden (a). Bei herabhängendem Arm wird die maximale Innenrotation durch den Rumpf behindert. Wird der Arm hinter den Rücken genommen, entspricht dies einer Innenrotation von 95° (b). Bei 90°-abduziertem Arm vergrößert sich das Ausmaß der Außenrotation, die maximale Innenrotation hingegen ist etwas geringer (c). © Schünke M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von K. Wesker und M. Voll. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2018

Sportarten mit vielen Überkopfbewegungen wie Volleyball oder Handball erfordern eine hohe Belastbarkeit des gesamten Schulterkomplexes. Darüber hinaus müssen die Schultern sehr beweglich sein, um die verschiedenen Schlag- oder Wurfpositionen durchzuführen. Überkopfsportler*innen weisen jedoch oft ein Defizit der Innenrotation auf (GRID) [1], [2]. Das kann zu vermehrten Scherkräften und zu Schulterproblemen führen [3], [4]. Ziel dieser Studie war es, die Effektivität eines Wurftrainings mit Theraband auf das GRID bei gesunden Volleyballspielern festzustellen.

Das Forschungsteam schloss in ihre randomisierte kontrollierte Studie 60 gesunde männliche Volleyballspieler mit einem GRID ein. Sowohl die Kontroll- als auch die Interventionsgruppe führte sechs Dehnübungen durch. Die 30 Teilnehmer der Interventionsgruppe (EXP) absolvierten darüber hinaus vier Kräftigungsübungen mit zunehmender Belastungsdauer. Die Wissenschaftler*innen maßen die Muskelaktivität mittels einem Elektromyogramm (EMG).

Ein verblindeter Testleiter erhob die Beweglichkeit in Innenrotation (ROM IR) und Außenrotation (ROM ER), die isometrische Kraft bzw. das Kraftverhältnis (IR : ER) und die Propriozeption der Sportler.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe (KON) zeigte die EXP eine verbesserte ROM IR (p = 0,001; ES = 0,55) sowie eine gesteigerte exzentrische und konzentrische Kraft (p = 0,001; ES = 0,36 bzw. p = 0,001; ES = 0,43). Auch das Verhältnis IR : ER und die Propriozeption verbesserten sich signifikant (p = 0,021; ES = 0,75 bzw. p = 0,033; ES = 0,65). Bezüglich der EMG-Parameter zeigte sich eine Änderung der Aktivierungszeit und eine gesenkte Muskelaktivität in der EXP.

Kommentiert von Physio Meets Science

Fazit für die Praxis

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein gezieltes, kräftigendes Training mit dem Theraband verschiedene Bewegungsparameter verbessern kann. Therapierende können es präventiv bei gesunden Sportlern einsetzen. Der Übertrag auf Schmerzpatient*innen ist nicht direkt möglich, aber es gibt eine Auswahl an Optionen, die hier denkbar sind. In der Akutphase könnte man etwa mit Dehnübungen angefangen, die man dann weiter in kräftigende Übungen steigert.

PMS

BMC Musculoskeletal Disorders 2020; 21: 376




Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. November 2021

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