Zusammenfassung
Ziel der Studie Cochlea-Implantate können Menschen mit einer
erworbenen, progredient verlaufenden Ertaubung helfen, ihr
Hörvermögen wiederzuerlangen. Die betroffenen Personen
durchleben allerdings auch einen jahrelangen Prozess der Adaptation, in dem sie
ein neues, technisch unterstütztes Hören lernen müssen.
Die Studie zeigt, wie Betroffene diesen Prozess erleben und ob ihre Erwartungen
an das Implantat erfüllt werden.
Methodik Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden 50
Cochlea-Implantat-Träger*innen in einem
Leitfaden-gestützten Interview befragt. 30 Personen wurden über
den Kontakt zu Selbsthilfegruppen rekrutiert, weitere 20 Personen über
ein Hörzentrum nach Vermittlung durch einen leitenden Audiologen. Die
Interviewten gaben Auskunft über ihre persönlichen Erfahrungen
mit den operierenden Kliniken, über das Erleben der sozialen,
kulturellen und beruflichen Teilhabe sowie über die auch nach der
CI-Versorgung bestehenden Hörbarrieren im Alltag. Die Befragten trugen
die Hörprothese maximal drei Jahre, ein Zeitrahmen, innerhalb dessen die
meisten der Folgetherapien beendet sind und der initiale Lernprozess mit dem CI
als abgeschlossen gilt.
Ergebnisse Auch mit einem Cochlea-Implantat bleiben
Kommunikationshindernisse bestehen. Erwartungen eines vollen
Hörverstehens im Freundes- und Bekanntenkreis werden nur bedingt
erfüllt. Schwierigkeiten im Umgang mit einer hochtechnisierten
Hörprothese sowie das Erleben als „Fremdkörper“
erschweren die Akzeptanz eines CIs.
Schlussfolgerung Die Beratung in der Versorgung mit Cochlea-Implantaten
sollte sich an realistischen Zielen und Erwartungen orientieren. Die Versorgung
mit einem CI lässt sich verbessern, wenn angeleitete
Hörtrainings und Kommunikationsangebote ausgeweitet werden. Auch
können ortsnahe Versorgungsstrukturen wie zum Beispiel über
zertifizierte Hörakustiker einbezogen werden und dabei helfen,
Unsicherheiten abzubauen.
Abstract
Aim of the study Cochlea implants help persons that suffer from deafness
over time to regain hearing capacity. However, persons with CI implants
experience year-long processes of adapting to technology-assisted hearing. The
study highlights how people experience those processes and how they deal with
changing expectations.
Methods Within this qualitative study, 50 cochlear implant recipients were
interviewed about their personal experiences with the supplying clinics. 30
persons were recruited through self-help groups; another 20 persons were
recruited through a learning center for hearing-impaired persons. They were
asked about their experiences in social, cultural and professional participation
as well as hearing barriers they still face in everyday life after their CI
fitting. Participants had been wearing CI devices for a maximum of three years.
This is a timeframe when most subsequent therapies have ended. Also, the initial
phase of learning to handle the CI is supposed to be over.
Results The study shows that even with a cochlear implant communication
barriers remain. People’s expectations are not met when complete
comprehension of listening during conversations is not achieved. Difficulties in
dealing with a high-tech hearing prosthesis and experiencing a “foreign
body” are obstacles that lower acceptance of CI.
Conclusion Counselling and support preparing the use of cochlea implants
should be guided by realistic goals and expectations. Guided training and
communication courses can help, including local care such as certified hearing
aid acousticians. Those elements can increase quality and reduce
uncertainty.
Schlüsselwörter Hörschädigung - Cochlea-Implantat - Beratung - Teilhabe - Mensch-Maschine-Interaktion
Key words Hearing impairment - cochlea implant - counseling - participation - human-machine
interaction