Neonatologie Scan 2022; 11(02): 81-82
DOI: 10.1055/a-1746-9144
Editorial

Zehn Jahre Neonatologie Scan

Axel Hübler
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Roland Hentschel
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Axel Hübler
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Roland Hentschel

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie halten nun das Jubiläumsheft der Neonatologie Scan zum 10-jährigen Bestehen der Zeitschrift in Ihren Händen. Wir sind sehr dankbar, dass wir gemeinsam mit vielen wunderbaren Kolleginnen und Kollegen immer wieder aufs Neue die jeweils aktuelle Ausgabe gestalten konnten und können. Ebenso freut es uns natürlich, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, das Angebot angenommen haben und annehmen, sich regelmäßig mit der Neonatologie Scan über aktuelle Entwicklungen in unserem Fachgebiet zu informieren. Das Wissen um die Behandlung der uns anvertrauten kleinen und kleinsten Patienten lebt vom Austausch und Miteinander, von Multiprofessionalität und Interdisziplinarität. Die Grußworte der Präsidenten der DGKJ, Jörg Dötsch, der DIVI, Gernot Marx, und der GNPI, Christoph Bührer, sind Ausdruck dieses Miteinanders und für das gesamte Team der Neonatologie Scan deshalb auch eine ganz besondere Ehre.

Im Diskussionsteil der aktuellen Ausgabe kommentieren Michael Wagner und Christoph Rüegger eine Arbeit von Caeymaex et al. zur Patientensicherheit auf neonatologischen Intensivstationen, Christian F. Poets eine Studie von Chung et al. zu klinischen und pharmakodynamischen Aspekten der Dauer einer Koffeintherapie sowie Kerstin Kutsche und Martin Zenker gemeinsam die Publikation von Marouane et al. zur genetischen Diagnostik in der Neonatalperiode. Die Anzahl und das Spektrum klinisch relevanter Publikationen im Aktuellteil reichen von der Mundhygiene mit Muttermilch bis zur Point-of-Care-Echokardiografie und zeigen, wie dynamisch sich Wissen in der Neonatologie weiterhin entwickelt. Zu Ihrer Fortbildung haben Erik Küng, Lisa Habrina und Lukas Aichhorn „Lungenultraschall in der Neonatologie“ vorbereitet, Daniel Matheisl und André Kidzsun „Die Frühgeborenenosteopenie – Pathophysiologie und Diagnostik“.

Während der Erstellung dieses Editorials herrscht bereits seit über zwei Monaten ein Angriffskrieg in der Ukraine. Inmitten der unzähligen Tragödien, die sich seitdem in unserer mittelbaren Nähe in Europa ereignen, verdient aus neonatologischer Sicht ein Aspekt besondere Aufmerksamkeit: In den Kriegsgebieten bricht als erstes die Infrastruktur zusammen, welche eine Voraussetzung für den regulären Betrieb von Krankenhäusern darstellt. Der Einfluss extremer politischer und humanitärer Bedingungen auf die moderne Perinatalmedizin wurde bereits in den 1990er-Jahren während des Krieges und unmittelbar danach in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens dokumentiert. Dort sank die Geburtenrate, und die perinatale sowie maternale Mortalität stiegen an. Begründet war dies in der inadäquaten Ernährung, existenziellen Stressfaktoren (Leben in Flüchtlingszentren, Bombenalarm, Tod von Angehörigen, unsichere Zukunftsaussichten) und dem Zusammenbruch des Systems der Neugeborenenmedizin (Fehlen medizinischen Personals, Unmöglichkeit der Erhebung valider medizinischer Informationen, Zerstörung von Krankenhäusern) [1]. All dies widerspricht fundamental jeglichen ethischen Grundsätzen, denen wir uns in der Medizin verpflichtet fühlen. Lassen Sie uns deshalb den Betroffenen in der Ukraine alle nur mögliche Unterstützung zukommen, in unserem Fachgebiet und vielleicht auch darüber hinaus.

Ihre Herausgeber
PD Dr. med. Axel Hübler
Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Chemnitz gGmbH

Prof. Dr. med. Roland Hentschel
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg



Publication History

Article published online:
20 May 2022

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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Fatusic Z, Kurjak A, Grgic G. et al. The influence of the war on perinatal and material mortality in Bosnia and Herzegovina. J Matern Fetal Neonatal Med 2005; 18: 259-263