OP-Management up2date 2022; 02(02): 153-164
DOI: 10.1055/a-1813-6851
Hygienemanagement

Infektionsprävention in der Anästhesie

Marzia Bonsignore
1   Helios Kliniken Duisburg, Duisburg, Deutschland
,
Irit Nachtigall
2   Krankenhaushygiene, Helios Klinikum Bad Saarow GmbH, Bad Saarow
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Zur anästhesiologischen Versorgung im OP zählen viele Tätigkeiten, die mit einem Infektionsrisiko für Patienten einhergehen. Diejenigen Momente, die eine besondere Gefahr für die Entstehung einer behandlungsassoziierten Infektion beherbergen, müssen bekannt und die dazugehörigen Präventionsmaßnahmen etabliert sein. Nur so kann verhindert werden, dass es insbesondere in Stresssituationen zu Hygienefehlern kommt und Patienten gefährdet werden.

Kernaussagen
  • Aus den unterschiedlichen Handlungen in der Anästhesie können Pneumonien, Blutstrom- und Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen oder postoperative Wundinfektionen hervorgehen.

  • Die Händehygiene ist die effektivste Maßnahme zur Infektionsprävention. Handschuhe ersetzen keine Händedesinfektion und sollten nur eingesetzt werden, um sich vor potenziell infektiösen Sekreten zu schützen.

  • Niedrige Barrieren erhöhen die Häufigkeit von Händedesinfektionen. Dazu zählen gut erreichbare Händedesinfektionsmittelflaschen, Kitteltaschenflaschen und die Implementierung der Handschuhdesinfektion.

  • Parenteralia können eine Infektionsquelle darstellen, wenn sie zu lange nach dem Aufziehen gelagert oder (bei Substanzen ohne Konservierungsmittel) in mehreren Dosen aus einem Gebinde entnommen werden. Bei lipidhaltigen Arzneimitteln wie Propofol ist besondere Vorsicht geboten.

  • Bei Regionalanästhesien und Gefäßpunktionen besteht die höchste Infektionsgefahr bei Kathetern in tiefen Geweberäumen, in abgegrenzten Höhlen und bei der Verwendung von Seldinger-Drähten.

  • Indikation und Substanzauswahl der perioperativen Antibiotikaprophylaxe sollten in einer hausinternen Leitlinie festgelegt sein.

  • Die Erhaltung eines ausgeglichenen Volumen-, Temperatur- und Glukosehaushalts ist infektionspräventiv.

  • Die Trennung von septischen und aseptischen Operationen ist obsolet.

  • Spatel und Führungsdrähte sollten in einem Reinigungs-Desinfektions-Gerät aufbereitet werden. Was sich nicht maschinell aufbereiten lässt (z. B. Beatmungsmasken), sollte durch Einmalmaterial ersetzt werden.

  • Bei Patienten mit SARS‑CoV‑2-Infektion ist eine Rapid Sequence Induction und ein Videolaryngoskop zu bevorzugen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. August 2022

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