Schmerz.Therapie 2022; 5(03): 106
DOI: 10.1055/a-1858-6867
Aktuelles aus der Forschung

Musik gegen postoperative Schmerzen

Nach einem chirurgischen Eingriff leiden mehr als 80% der Patient*innen unter akuten Schmerzen und 70% unter mäßigen bis starken postoperativen Schmerzen. Chronischer postoperativer Schmerz mindert das physiologische und psychologische Wohlbefinden, stört Schlaf und Konzentration und kann auch Angstzustände initiieren.

Weil Pharmakotherapie ein hohes Missbrauchsrisiko birgt, wird nach Alternativen für Analgetika gesucht. Prae-, peri- und postoperative Interventionen mit Musik, bei denen die Patient*innen während eines chirurgischen Eingriffs Musik über einen Kopfhörer zugespielt bekommen, gelten als wirksam, um Schmerzen und Angstzustände zu lindern. Die Musik kann das Gehirn zur Ausschüttung schmerzlindernder Endorphine anregen.

Um den Forschungsstand zur Musiktherapie bei postoperativen Schmerzen zusammenzufassen, recherchierten Chiao-Ling Lin et al. von der taiwanesischen ‚Asia University‘ in diversen Datenbanken (Cochrane Library, PubMed, CINAHL, NRC etc.) und inkludierten neun randomisierte kontrollierte Studien in ihre Metaanalyse und Subgruppenanalyse. Nach Datenauswertung zeigte sich, dass Musiktherapie signifikant Schmerzen und Angstzustände bei chronischen postoperativen Schmerzen lindern kann. Dieser Effekt steigert sich, wenn die Patient*innen selbst ihre Musik auswählen können. Die Art und Form der Musiktherapie hatten nur geringen Einfluss auf den Positiveffekt.

Fazit

Die Metaanalyse aus Taiwan zeigt, dass Musik postoperative Schmerzen deutlich lindern kann, insbesondere wenn die Musik selbst ausgewählt werden kann. In der klinischen Realität könnte eine routinemäßige Musiktherapie bei der postoperativen Versorgung orthopädischer Patient*innen ebenfalls große Wirkung zeigen und die Schmerzintensität mindern.



Publication History

Article published online:
12 July 2022

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