Aktuelle Urol 2023; 54(01): 10-12
DOI: 10.1055/a-1891-7312
Referiert und kommentiert

Kommentar zu PSA-Screening in Schweden: Deutlich geringere Prostatakarzinom-Mortalität

Contributor(s):
Sherif Mehralivand
1   Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
,
Christian Thomas
1   Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden, Deutschland
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Die PSA-basierte Prostatakarzinom-Früherkennung bleibt ein kontroverses Thema in der Urologie. Die PSA-Wert Bestimmung als Screeningtest wird weiterhin vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) nicht empfohlen und wird daher von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht erstattet. Obwohl die ERSPC-Studie (European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer) eine Reduktion der prostatakarzinomspezifischen Mortalität durch PSA-basiertes Screening nachweisen konnte, steht dieser Nutzen dem Schaden durch Überdiagnosen und falsch-positive Befunde entgegen.

Die vorliegende Publikation stellt das 22-jährige Follow-up der Göteborg Subgruppe innerhalb der ERSPC Studie vor. Insgesamt bestätigen die aktualisierten Daten, dass durch ein PSA-Screening das metastasenfreie und prostatakarzinomspezifische Überleben signifikant reduziert werden kann. Die NNI (Number Needed to Invite) und NND (Number Needed to Diagnose) sinkt mit längerem Follow-up weiter im Vergleich zu den bereits publizierten kürzeren Follow-up Daten und zeigt Größenordnungen wie in anderen Screening-Systemen [1].

Insgesamt ist diese Langzeitanalyse von hoher urologischer Relevanz, da sie wichtige Informationen zur Durchführung und zum Nutzen eines Prostatakarzinom-Screenings liefert. Patienten in jungem Alter und mit geringen Komorbiditäten haben eine statistisch hohe Lebenserwartung und profitieren einem PSA-gestützten Screening in Bezug auf das metastasenfreie und prostatakarzinomspezifische Überleben. Deshalb wird von den Autoren die Empfehlung gegeben, Patienten ab dem 50. Lebensjahr und bis mindestens zum 70. Lebensjahr regelmäßig zu testen, sofern diese hierfür einwilligen. Die NND liegt in der aktuellen Studie bei 9 und ist mit der erforderlichen Screeninganzahl im Rahmen der Brustkrebsvorsorge vergleichbar. Das Thema der Überdiagnose und ggf. damit verbundenen Übertherapie muss natürlich weiterhin mit den Betroffenen kritisch besprochen werden. So lässt sich auch eine genauere Auswertung der falsch-positiven Befunde und übertherapierten Patienten aus dieser Publikation nicht wirklich ableiten. Zusammenfassend unterstützt die Studie eine PSA-basierte Prostatakarzinomvorsorge ab dem 50. Lebensjahr. Es bleibt zu hoffen, dass sich zukünftig hieraus Veränderungen bez. der Kostenübernahme für den PSA-Test durch die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Prostatakarzinomvorsorge ergeben.



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Article published online:
14 February 2023

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