Aktuelle Rheumatologie 2022; 47(06): 464-468
DOI: 10.1055/a-1903-5182
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Therapieansprechen auf Methotrexat bei rheumatoider Arthritis im Frühstadium

Myasoedova E. et al.
Toward Individualized Prediction of Response to Methotrexate in Early Rheumatoid Arthritis: A Pharmacogenomics-Driven Machine Learning Approach.

Arthritis Care Res 2022;
74: 879-888
DOI: 10.1002/acr.24834.
 

Methotrexat stellt nach wie vor das bevorzugte Erstlinientherapeutikum für Patientinnen und Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) dar. Allerdings sprechen bis zu 40% der Betroffenen nicht auf den Wirkstoff an und mehr als 50% beendeten die Therapie innerhalb von 3 bis 5 Jahren. Ein internationales Forscherteam prüfte nun, ob sich das Therapieansprechen mithilfe eines Algorithmus auf der Basis von Maschinenlernen vorhersagen lässt.


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Das Studienkollektiv bildeten 643 Patientinnen und Patienten europäischer Abstammung, die an einer unbehandelten RA im Frühstadium (Krankheitsdauer<12 Monate) litten und eine dreimonatige orale oder subkutane Methotrexat-Monotherapie absolviert hatten. Von allen Personen lagen Informationen zum Alter, zum Geschlecht, der Ethnizität, dem Raucherstatus, zu serologischen Befunden, zum DAS28ESR (Disease Activity Score in 28 joints/Erythrocyte Sedimentation Rate) und/oder dem C-reaktiven Protein vor sowie 3 Monate nach Therapiebeginn vor. Der Maschinenlernen-Algorithmus berücksichtigte soziodemografische, klinische, serologische und genomische Daten. Letztere umfassten 160 Single-Nukleotid-Polymorphismen (SNPs) mit nachweislichem Zusammenhang mit dem RA-Risiko und dem Methotrexat-Metabolismus. Ein gutes bzw. moderates Methotrexat-Therapieansprechen nach 3 Monaten objektivierten die Forschenden anhand der EULAR (European Alliance of Associations for Rheumatology)-Kriterien. 336 Patientinnen und Patienten bildeten die Trainingskohorte für das Vorhersagemodell. Als Validierungskohorte dienten die übrigen 307 Personen.

Ergebnisse

Die Patientinnen und Patienten – 71% waren Frauen – hatten ein Durchschnittsalter von 56 Jahren. Das von den Forschenden mittels Maschinenlernen entwickelte Modell auf der Basis demografischer Daten, des Rheumafaktor-Status, des DAS28-Score sowie der 160 SNPs sagte das Therapieansprechen gemäß EULAR-Kriterien in der Trainingskohorte nach 3 Monaten mit einer Area Under the Curve (AUC) von 0,84 (p=0,05) voraus. Die Vorhersage-Accuracy betrug in der Validierungskohorte 76% (p=0,05) bei einer Sensitivität von 72% und einer Spezifität von 77%. Außer dem DAS28-Score erwiesen sich verschiedene intergenische SNPs – rs12446816, rs13385025, rs113798271 sowie ATIC (rs2372536) – als stärkste Prädiktoren bezüglich des Methotrexat-Ansprechens.

Fazit

Bei Personen mit einer frühen RA, so das Fazit der Autorinnen und Autoren, können soziodemografische, klinische und genomische Biomarker in Kombination mit dem Basis-DAS28-Score möglicherweise das individuelle Therapieansprechen auf Methotrexat vorhersagen. Sie hoffen, dass zukünftig Maschinenlernen-Algorithmen bei der Auswahl effektiver Wirkstoffe helfen werden und eine frühzeitige Eskalation der RA-Therapie ermöglichen.

Dr. med. Judith Lorenz, Künzell


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Publication History

Article published online:
01 December 2022

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